Neptune Nautisme – Die Geschichte eines französischen Pioniermagazins
Gründung und Aufschwung (1963–1980er)
Am 1. Januar 1963 erschien die erste Ausgabe von Neptune Nautisme, einem französischen Magazin, das sich ganz dem Wassersport widmete. Herausgegeben von der Pressegruppe Jean-Louis Roth, unter der Leitung von Henri de Constantin, erschien das Magazin zehnmal jährlich und war ein direkter Spiegel des aufkommenden Booms der Freizeitschifffahrt in Frankreich – vom Atlantik über den Ärmelkanal bis zum Mittelmeer.

Im ersten Leitartikel wurde eine beeindruckende Prognose formuliert: Der Verkauf von Bootsausrüstung werde sich bis 1965 verdreifachen und die Summe von 34,6 Milliarden Franc erreichen. Das Magazin deckte ein breites Spektrum ab – von Segel- und Motorbooten, technischen Studien, Bootstests, Gewässerbewertungen bis hin zu Kleinanzeigen.
Eröffnungsausgabe & Innovationen
Die Eröffnungsausgabe war besonders bemerkenswert: Sie enthielt ein Foto des damals unbekannten englischen Fotografen Keith Beken, später berühmt als Beken of Cowes. Das Motiv zeigte die legendäre Pen-Duick, entworfen von William Fife, mit Eric Tabarly am Bugspriet – ein Jahr vor seinem historischen Sieg beim Transatlantikrennen 1964.
Neptune Nautisme war auch gestalterisch innovativ: Es war das erste französische Magazin mit einem farbigen „Fotorama“ auf einer Doppelseite, obwohl die ersten Ausgaben noch in Schwarzweiß erschienen.
Redaktionelle Handschrift: Jean Besnard bei Neptune Nautisme

Ein besonderer Verweis gebührt dem langjährigen Redakteur Jean Besnard, dessen Beiträge das Profil von Neptune Nautisme maßgeblich geprägt haben.
Bereits in Ausgabe 07 vom Juli 1963 veröffentlichte Besnard einen fundierten Vergleichstest dreier Motorboote – darunter das O.M.C. Dual, das Estérel IV und der Bertram 25 Express Cruiser – und setzte damit Maßstäbe für technische Berichterstattung im nautischen Journalismus.
Fünf Jahre später, in Magazin 64 aus dem Jahr 1968, folgte unter dem Titel POWER-SHOW AUX EMBIEZ ein groß angelegter Bericht über 44 Day-Cruiser, Runabouts und Canots mit Motorisierungen von 300 bis 9 PS, die über drei Tage hinweg einem umfassenden Praxistest unterzogen wurden. Die erste Ausgabe dieses Vergleichs widmete sich 24 Day-Cruisern und Runabouts und zeichnete sich durch technische Präzision und redaktionelle Tiefe aus.
Im Impressum dieser Ausgabe wird Besnard explizit als verantwortlicher Redakteur für den Bereich Motonautisme genannt, neben Michel Malinovsky, der für Course-Croisière und Essais zuständig war – ein Beleg für Besnards zentrale Rolle in der redaktionellen Struktur und seinem fachlichen Einfluss auf die Motonautik-Berichterstattung jener Jahre.
Prestige und Auszeichnungen
Über Jahrzehnte hinweg etablierte sich das Magazin als maßgebliche Autorität für Freizeitbootfahrer. Es verlieh die Neptune d’Or-Auszeichnungen an Segler, die sich in den Disziplinen Regatta, Kreuzfahrt und Motorbootfahren besonders hervorgetan hatten.
Rückgang und Transformation (1990er–2000er)
In den späten 1990er-Jahren geriet das Magazin unter wirtschaftlichen Druck und wurde um das Jahr 2000-2005 eingestellt. Die Inhalte und das Erbe wurden jedoch unter dem Titel Neptune Yachting Moteur weitergeführt – mit Fokus auf Luxusyachten, Motorboote über 10 m, Produkttests und Bootsmessen. Diese neue Version erscheint bis heute monatlich und wird von den Éditions Larivière herausgegeben. Neptune Yachting Moteur gilt heute als ältestes französisches Motorboot-Magazin und erscheint monatlich mit einer Auflage von rund 33.000 Exemplaren.
Zeittafel: Entwicklung von Neptune Nautisme
Jahr | Meilenstein | Kontext |
---|---|---|
1. Januar 1963 | Erstes Heft erscheint | Gründung in Paris als Monatszeitschrift für Freizeit-Segeln und Motorboote; Herausgeber-Team um den Journalisten Jacques Fauroux. |
1960er Jahre | Etabliertes Fachblatt | Berichtet über die aufkommende französische Jollenszene, erste Transatlantic-Regatten und neue Glasfaser-Rumpfboote. |
1970er Jahre | Expansion & Preisverleihungen | Einführung der Auszeichnungen „Neptune d’Or“ für innovative Yachten; verstärkte Tests von Motoryachten. |
1980er Jahre | Hochphase | Auflagenstärke über 40 000; Sonderhefte zu Transat 80 und Route du Rhum; Kooperationen mit Werften wie Bénéteau. |
1990er Jahre | Digitalisierung beginnt | Erste CD-ROM-Beilagen (Revierführer), gelegentliche zweisprachige Artikel (FR/EN) zur Ansprache internationaler Leser. |
2000 – 2005 | Letzte gesicherte Erscheinungen | Hefte berichten über die Einführung von GPS-Plottern, Composite-Masten und die Vendée Globe 2004/05. Web-Archive, Bootsbaumessen-Kataloge und Regatta-Berichte nennen „Neptune Nautisme“ letztmals 2005. |
nach 2005 | Keine eindeutigen Belege mehr | Kein ISSN-Update, keine neuen Kiosk-Listungen oder Digitalausgaben auffindbar → wahrscheinlich Einstellung zwischen 2005 und 2007. |
Ein lebendiges Erbe des Wassersports
Neptune Yachting Moteur ist heute weit mehr als ein Nachfolger von Neptune Nautisme – es ist ein aktives, modernes Magazin, das die nautische Kultur Frankreichs weiterträgt und neu interpretiert. Es dokumentiert nicht nur die Evolution der Freizeitboote, sondern begleitet sie aktiv mit hochwertigen Inhalten, technischen Berichten und inspirierenden Geschichten.
Die digitale Präsenz des Magazins ermöglicht es Leserinnen und Lesern, jederzeit auf aktuelle Inhalte zuzugreifen – ob Bootstests, Messeberichte oder Hintergrundartikel. Diese Erweiterung ins Digitale hat eine neue, jüngere Leserschaft erschlossen und verbindet Tradition mit zeitgemäßer Mediennutzung.
Die redaktionelle Ausrichtung spiegelt den Wandel im Wassersport wider: Luxusyachten, leistungsstarke Motorboote und innovative Technologien stehen heute im Mittelpunkt. Dabei bleibt das Magazin seinem Qualitätsanspruch treu und bietet fundierte Informationen für anspruchsvolle Wassersportler.
Auch Themen wie Nachhaltigkeit, Umweltschutz und verantwortungsvolle Bootsnutzung sind fester Bestandteil der Berichterstattung. Das Magazin fördert das Bewusstsein für den Schutz maritimer Ökosysteme und stellt Initiativen vor, die den Wassersport zukunftsfähig machen.
Technologische Innovationen – von neuen Materialien bis zu digitalen Navigationssystemen – werden regelmäßig vorgestellt und praxisnah erklärt. Leserbeiträge, Erfahrungsberichte und Interviews mit Persönlichkeiten aus der Segelwelt bereichern die Inhalte und schaffen eine lebendige Community.
Regattaberichte, Porträts erfolgreicher Segler und Einblicke in die Welt des Wettbewerbssegelns runden das Profil ab. Neptune Yachting Moteur ist heute ein aktives Forum für alle, die den Wassersport lieben – und ein Medium, das Wissen, Leidenschaft und Gemeinschaft vereint.
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