Tourensport-Boot T4 Holz 1968

Der Typ "T4" ist ein ideales, offenes Touren-Sportboot für 4-5 Personen. Es ist geeignet zum Befahren aller Binnengewässer, auch bei rauhem Wasser. Das Boot manövriert gut und hat einen Rückwärtsgang. Die erreichbare Höchstgeschwindigkeit reicht zum Wasserskilaufen aus.

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Die vorliegende Baubeschreibung des T4 ist keine neue Konstruktion. Diese basiert auf das bereits im Jahre 1956 entwickelte Autoboot „Treuholz“ von Theo Ernst. Leider haben wir derzeit noch keinen Zugang zu der ursprünglichen Baubeschreibung. Manfred Ernst hat sich diesen Entwurf vorgenommen und daraus ein modernes, sportliches und von der Form her sehr schnittiges Sportboot abgeleitet.

Hier zunächst eine kurze Präsentation des Ur-Typ vom T4

Der Vorgänger des T4 war der Bootstyp „Treuholz“. Für diesen Bootstyp hat sich Theodor Ernst, der Konstrukteur des Bootes, folgende Parameter überlegt:
Es sollte ein schnelles und kleines Motorboot für interessierte Wassersportler geschaffen werden. Der Anschaffungspreis soll erschwinglich sein und etwa zwischen dem eines teuren Motorrades und eines billigen Autos liegen. Es soll ausreichend Platz für vier Sitze bieten, bzw. die Möglichkeit bestehen, zu zweit auf Luftmatratzen zu übernachten. Das Boot muss trotz der Geräumigkeit ein ansprechendes Äußeres haben und eine akzeptable Geschwindigkeit erreichen. Das Boot sollte mit einem Einbaumotor gefertigt werden. Als Motor stand zu dieser Zeit der DKW F8-Motor (P70-Motor), ein Wartburg F9-Motor oder ältere Modelle wie Dixi, Fiat, Ford o.ä, zur Verfügung. Letztendlich bestimmt der Gesamtpreis und die Verfügbarkeit eine Rolle. Die Kosten für die Maschinenanlage schwankten zwischen 1.200,- DM und 3.000,- DM. Allein der Einbau eines Wendegetriebes verursacht Mehrkisten von ca. 1.000,- DM.

Einen ähnlichen Einfluss auf den Preis hat die Ausführung des Bootes. Das Boot kann aus Eiche oder Mahagoni gebaut werden, die Bauweise kann in Leisten auf Nahtleisten geplankt oder karweel geplankt sein. Die Ausstattung, dazu gehören Plan, Polster, Klappverdeck, Fußbodenbelag, Windschutzscheibe und die Art der Armaturen, kann je nach Wunsch des Kunden einfach oder luxuriös ausgeführt werden und damit erhebliche Kostenschwankungen hervorrufen. Der Preis des fahrfertigen Bootes kann daher zwischen 4.000,- DM und 6.500,- DM liegen

Hier nun zum Nachfolger des T4 - der von Manfred Ernst auf Basis des Treuholz-Riss seines Vaters überarbeitet wurde:

01. Bootskörper

Der Bootskörper ist robust gebaut und sehr formschön. Der Boden und die Außenhaut sind in verleimter Leistenbauweise hergestellt. Bei guter Pflege ist das Boot immer dicht, auch nach längerem Lagern an Land. Die Spanten und tragenden Verbände sind aus Eichenholz, Fundament und Fußboden aus Nadelholz, das Deck ist aus 6 mm starker wasserfestverleimtem Mahagoni-Sperrholz ausgeführt. Der Bootskörper kann auch mit etwas veränderter Spantform völlig aus Sperrholz hergestellt werden.

02. Abmessungen

Länge5,40 m
Breite ü.a.1,80 m
Seitenhöhe0,72 m
Freibord0,57 m
Gewicht ca.500 Kg
Motor - Wartburg45 PS
Geschwindigkeit40 - 45 Km/h
Personenzahl zulässig4-5
EinsatzbereichBinnengewässer
KonstrukteurManfred Ernst
WerftBootswerft Hellwig - Krüpelsee
Bootswerft Döring - Schmöckwitz
Bootswerft Klaus Pfitzner
Bootswerft Jacobi (Jacko-Schiffswerft)
Hersteller GetriebeFa. Lehmann - Woltersdorf
MotorenherstellerAutomobilwerk Eisenach (AWE)

03. Raumaufteilung und Ausrüstung

Das Boot hat eine geräumige Plicht mit Sitzgelegenheiten für 4-5 Personen. 2 Polstersitze sowie eine gepolsterte Sitzbank, die mit Kunstleder bezogen sind, bilden die Innenausstattung. Das Kockpit ist seitlich gewegert, es sind zwei Handschuhfächer vorgesehen. Ein eingebautes, regendichtes Klappverdeck ermöglicht ein Abdecken des Kockpits und Fahren bei schlechtem Wetter.
Der Motor ist achtern eingebaut und völlig abgeschottet. Der Motorenraum ist von innen mit einem feuerhemmenden Anstrich versehen. Die Auspuffleitung ist wassergekühlt und zur Isolation mit Asbestschnur umwickelt. Hinter dem Motorenraum befindet sich ein Stauraum, der durch eine abnehmbare Decksluke begehbar ist. Dieser Stauraum ist besonders günstig bei der Verwendung des Bootes zum Wasserskilaufen, weil dort 1 oder 2 Personen auf dem Deck sitzen können.

Die eingebaute Wartburg-Lenksäule hat Bedienungshebel für die Geschwindigkeitsregulierung (Gashebel) und zur Bedienung des Wendegetriebes (Leerlauf, vorwärts, rückwärts).

Die Beschläge des Bootes sind aus poliertem Hydronalium. Das Boot ist Hochglanz naturlackiert, das Unterwasserschiff gestrichen.

04. Motorenanlage

Das Tourensport-Boot Typ „T4” ist mit einem Wartburgmotor ausgerüstet, der durch spezielle Anbauteile zu einem Bootsmotor umgebaut wurde. Das Auspuffsammelrohr ist ein Hydronaliumgußstück und wassergekühlt. Es ist ein Bootswendegetriebe „LEWO” angeflanscht. Die Förderung des Kühlwassers erfolgt durch eine Pumpe.

Kühlwasserlauf: Vom Seehahn zur Kühlwasserpumpe, durch den Kühlmantel des Auspuffsammelrohres und vorgewärmt in den Zylinderkopf und schließlich hinter dem Sammelrohr in das Auspuffrohr durch den Spiegel nach außenbords.

Die Propellerwelle ist 20 mm stark und mit dem Getriebe starr gekoppelt. Der Wellendurchlass mit Stopfbuchse ist aus Hydronelium. Achtern ist die Welle in einem Wellenbock gelagert. Der 3-flügelige Bronze-Propeller hat einen Konus 1:10.

Der Brennstoff tank liegt achtern vom Motorenraum abgeschottet. Der Motor hat eine Brennstoff-Förderpumpe mit Filter. Die Brennstoffzufuhr zum Motor ist vom Armaturenbrett aus abstellbar. Unter dem Motor befindet sich eine Ölauffangwanne. Unter dem Vergaser ist ein Tropfbecken mit einem Flammschutzsieb vorgesehen. Die Belüftung des Motorenraumes erfolgt durch Windhutzen, die auf Deck montiert sind, die Entlüftung erfolgt nach achtern.

05. E-Anlage

Die E-Anlage hat eine Betriebsspannung von 6 Volt. Es werden die serienmäßigen Wartburg-Starter und Anlasser verwendet. Der Bleisammler (84Ah) steht neben dem Motor in einem Holzkasten. Der Holzkasten ist innen mit einem säurefesten Anstrich versehen. Die Einzelheiten der Anlage lt. Zeichnung (4 Lampen, 1 Horn).

06. Standardausrüstung

Windschutzscheibe 4-teilig mit Hydronaliumrahmen
1 Klappverdeck komplett
2 Sitze mit Polsterung
1 Sitzbank mit Polsterung
Plan über alles mit Halterung
1 Stk. Paddel
1 Werkzeugtasche
1 Feuerlöscher
3 Festmachleinen
2 Fender
1 Standerstock
1 Flaggenstock
1 Zugbock und Schleppseil für Wasserskilaufen

07. Generalplan

T4 Holz Generalplan 1968
T4 Holz Generalplan 1968

Auf diesen Beitrag ist Herr Heiko Dalmer auf uns aufmerksam geworden und hat uns sein Projekt des T4 übermittelt. Es handelt sich hierbei um einen original T4 in Leistenbau aus dem Jahre 1968. Gebaut wurde es in der Bootswerft Hellwig Krüpelsee. Günter Hellwig hat dieses Boot nach dem Riss von Manfred Ernst gebaut. Zu dieser Zeit hat Karl-Heinz Kuhlke seine Ausbildung als Bootsbauer in der Werft absolviert und war bei dem Bau beteiligt. Bei einem Interview im Jahre 2008 bei Karl-Heinz Kuhlke hatten wir dieses Boot bereits das erste mal kennengelernt. Heiko Dalmer, ein Liebhaber alter Boote, hat dieses Boot im Jahre 2009 bei Kuhlke gesehen und schnell wurden sich beide einig, der Kauf wurde vollzogen. In den kommenden Jahren wurden keine Mühen und auch keine finanziellen Aufwendungen gescheut, um das Boot in den jetzigen Zustand zu bringen. Es ist eine absolute Augenweide und er hat sich nahezu an das Original gehalten, eben nur mit modernen Materialien. Wir werden in einem separaten Beitrag noch ins Detail gehen. Hier schon einmal die ersten Bilder – seht selbst:


Hier stellen wir den T4 von Peter Twelkmeyer vor. Ein sehr gut erhaltener T4 mit zwei Wartburgmotoren. Die Fotos haben wir auf der Classica Berlin 2008 aufgenommen. Details folgen


Ein T4 finden Sie im Beitrag von EMPI. Hierbei handelt es sich um ein T4 Baujahr 1968. Nach Angabe des Eigners handelt es sich hierbei um ein ehemaliges Polizeiboot der DDR. Hier geht auf zum Bericht.

 

 

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Mein Name ist Detlev Pickert, geboren 1957 in Berlin-Zehlendorf. Einen Teil meiner Jugend verbrachte ich im Schwarzwald und schloss dort meine Lehre als Zimmermann mit einer Gesellenprüfung ab. Nach meiner Rückkehr nach Berlin begann ich in der IT-Branche zu arbeiten; damals gab es in Deutschland noch keine PCs. Mein erster Job war am Großkauf am Saatwinkler Damm; dahinter befand sich König-Motorenbau. In meiner Freizeit beobachtete ich Dieter König und seine Mitarbeiter bei ihren Testfahrten. Das Geschehen faszinierte mich sehr. Nach einem Umzug in den südöstlichen Teil Berlins absolvierte ich 2002 den Bootsführerschein und mein erstes Boot war eine Plaue. Mich interessierte schon immer, wer diese wunderbaren Fahrzeuge konstruiert und gebaut hat, wodurch meine Recherchetätigkeit begann, die mich bis heute nicht losgelassen hat. Hunderte von Interviews mit alten Bootsbauern, Werftbesitzern und Motorenschlossern sowie Recherchen in Bibliotheken, Büchern und Magazinen haben ein umfangreiches Wissen angesammelt. Nach einer Pause von etwa zehn Jahren wird nun sukzessive viel dieses Wissens auf dieser Plattform veröffentlicht. Keine Geschichte ist abgeschlossen, da täglich neue Informationen hinzukommen. Ich habe weder Germanistik noch Journalismus studiert; ich schreibe einfach so, wie mir meine Gedanken kommen. Wer sich daran stört, findet sicherlich andere Seiten, auf denen er sich wohler fühlt.