1.0 Allgemeines
Die Motoryacht Nordsee-Sedan-S wurde als geräumiges Freizeitboot entwickelt, das den Erfordernissen des Motorwassersports in der DDR Rechnung trägt. Es können Antriebsmaschinen mit einer Leistung von 30 – 74 kW (40 – 100 PS) eingebaut werden.
Die Verwendung eines Diesel-Antriebsaggregates, Einsatz von Stahl als Hauptmaterial, gute Fahreigenschaften, geringer Kraftstoffverbrauch, Robustheit und Pflegearmut aber Fahrkomfort, Geräumigkeit und hoher Gebrauchswert für Urlaub und Wochenende sind die Hauptmerkmale dieses Bootstyps.
2.0 Hauptabmessungen
Länge | 11,10 m |
Breite ü.a. | 3,00 m |
Tiefgang max. | 0,70 m |
Gewicht trocken | 5,8 t |
Motor - Diesel W50 | 54 kW |
Geschwindigkeit | ca 16,5 Km/h |
Wendegetriebe | WW 40 |
Untersetzung | 1:1 |
Kraftstoffvorrat | 700 l |
Aktionsradius, Marschfahrt | 800 km |
Frischwasservorrat | 200 l |
Personenzahl zulässig | 12 |
Schlafplätze | 6 |
Nutzlast | 1.600 Kg |
Einsatzbereich | Binnen- und Seewasserstraßen |
Wind/See | 5/4 |
Brückendurchfahrtshöhe | 3,80 m |
Transporthöhe | 3,20 m |
Stehhöhe | 1,85 m |
weitere Angaben | siehe "Daten im Detail" |
Konstrukteur | Manfred Ernst |
Werft - Kasko | Franz Bootswerft - Niederlehme Lehmann - Leibchel Hansa-Werft - Alt Stralau Bootswerft Stapel Jacko-Werft |
Werft - Innen - und Aufbau | Fritz I. Hellwig Bootswerft Jahn Bootswerft Stapel Diverse |
3.0 Bauausführung
Der Bootskörper ist aus Stahl voll elektrisch geschweißt hergestellt. Deck und Aufbau können aus Massivholz, GUP-beschichtetem Sperrholz oder Stahl hergestellt werden.
Der Innenausbau ist aus Holz. Die Fenster aus Verbundglas werden durch Leichtmetallrahmen oder Gummiprofile gehalten. Die Handläufe sind aus Holz. Die Polster sind Schaumstoffplatten, die mit Polsterstoff bezogen sind. Eine Fensterluke auf dem Vorderdeck sowie eine aufstellbare Kajütdecksluke sorgen für Lüftung.
Dieser Bootstyp kann zusätzlich ein Flydeck (Sperrholzkonstruktion) mit zweitem Steuerstand erhalten. Alle Bauteile sind sorgfältig konserviert, für die Stahlteile empfiehlt sich Sandstrahlen und Beschichten mit Teerepoxid. Der Aufbau ist zweifarbig abgesetzt.
4.0 Maschinenanlage
Als Antriebsmaschinen sind Dieselmotoren mit einer Leistung von 50 – 74 kW vorgesehen. Sie erhalten ein passendes Wendegetriebe mit einer Untersetzung. (Die Motorisierung wird
mit dem Konstruktionsbüro abgesprochen). Der Motor ist mit wassergekühltem Krümmer, Wasserpumpe und elastischer Spezialaufhängung völlig für den Bootsbetrieb umgebaut. Durch Aufhängung und Schallisolierung wird für optimale Geräuschdämmung gesorgt. Die E-Anlage hat eine Betriebsspannung von 12 – 24 V. Die Kraftstofftanks sind seitlich im Motorenraum eingeschweißt. Die Be-und Entlüftung des Motorenraumes erfolgt durch seitliche Luftschächte.
Das Ruder wird in einem Koker gefahren, die Reepleitung läuft über einen Quadranten und Umlenkrollen zum Ruderpult (Ruderquadrant).
5.0 Einrichtung
Raumaufteilung und Einrichtung des Typs Nordsee-Sedan-S zeichnen sich besonders dadurch aus, dass ein großer Deckssalon im Zentrum der Yacht vorhanden ist und das Boot auch bei schlechter Witterung ohne Verdeck gefahren werden kann. Schlechtwetterboot, oder schwimmendes Wochenendhaus mögen Kurzbezeichnungen für diesen Typ sein.
Das Vorpiek ist durch einen Stauraum und Schränke genutzt, dem sich nach achtern die Vorderkojen anschließen. Durch ein Einlegeteil lässt sich eine Liegefläche herstellen. Zwei große Kleiderschränke und eine Fußbodenfläche mit Stehhöhe sind die Besonderheiten dieses abgeschlossenen „Schlafraumes“.
Zwischen Vorderkajüte und Deckshaus ist StB der WC-Raum und BB die Pantry eingebaut.
Im Decks-oder Ruderhaus ist vorn auf der StB-Seite das Ruderpult mit Steuermannsbank vorgesehen. In gleicher Höhe ist BB die Anrichte angeordnet.
Im achteren Teil dieses Raumes sind ein L-Sofa und ein Sitz untergebracht. Ein loser Bootstisch steht in der Mitte des Raumes. Ein Lehnensessel vervollständigt die Einrichtung. Das Ruderhaus ist durch seitliche Schiebetüren zugänglich. Die achtere Ruderhauswand ist großzügig verglast, das Mittelfenster lässt sich aufstellen. Der Niedergang kann durch ein Polstereinlegeteil verschlossen werden. Unter dem Deckssalon ist die Maschinenanlage eingebaut.
Die Achterkajüte hat 2 große Kojen, 2 Schränke und einen Nachttisch. Das Deck der Achterkajüte kann als Liegefläche genutzt werden.
Der Deckssalon erhält ein großes Schiebedach, oder die Yacht erhält ein Flydeck, das ist ein offenes Kockpit mit Sitzgelegenheiten und einem zweiten Steuerstand über dem Deckssalon. Das Flydeck ist von achtern über eine Leiter zugänglich. (Die Varianten werden mit dem Konstruktionsbüro abgesprochen). Über Badeleiter und Badebrett, die achtern fest montiert sind, kann man leicht von und an Bord kommen.
6.0 Ausrüstung
1 Anker 18 Kg
1 Anker- und Schlepptrosse, Perlon 16 Ø – 25 m lang
4 Festmacher, Perlon 14 Ø – je 5 m lang
4 Fender Ø 200 x 500
1 Bootshaken Ø 35 – 3 m lang
1 Flaggenstock (Boot ohne Flydeck) Ø 30 – 1 m lang
1 Staatsflagge 40 x 60 cm
1 Verbandskasten
1 Feuerlöscher
1 Werkzeugkiste
1 Satz Reserveteile (Keilriemen, Gummirad f. Pumpe, Düseneinsatz, Zylinderkopfdichtung u.ä.)
zusätzlich für Seewasserstraßen
1 Wurfleine Ø 6 – 25 m lang
1 Lenzpumpe
1 Nebelhorn
4 Schwimmwesten (1 Stk pro Person)
1 Schiffsglocke
1 Kompaß
1 Rettungsring
07. Generalplan
Daten – im Detail:
Wir zeigen hier eine Nordsee-Sedan-S, die – soweit unsere Informationen stimmen – 1992 für ein Mitglied der Staatsoper Berlin gebaut wurde. Der Stahlkasko wurde bei Lehmann – Leibchel gebaut, über die Motorenanlage ist uns nichts bekannt, der Ausbau erfolgte komplett in der Bootswerft Hellwig am Krüpelsee, hier konkret von Günter Hellwig.
Die Bilder unterliegen dem Copyright von Günter Hellwig und Klassik-Boote.de
Der Bau der Capriccio in Bildern. Leider ist uns nicht bekannt, wo der Kasko hergestellt wurde. Den Ausbau hat Günter Hellwig von der Boostwerft Hellwig am Krüpelsee ausgeführt