Motoryacht Nordsee-Sedan-S

Im folgenden veröffentlichen wir die Baubeschreibung der Motoryacht Nordsee-Sedan-S, ein Riss aus dem Konstruktionsbüro Ernst in Grünau. Die Beschreibung basiert auf einen Entwurf aus dem Jahre 1986

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1.0 Allgemeines

Die Motoryacht Nordsee-Sedan-S wurde als geräumiges Freizeitboot entwickelt, das den Erfordernissen des Motorwassersports in der DDR Rechnung trägt. Es können Antriebsmaschinen mit einer Leistung von 30 – 74 kW (40 – 100 PS) eingebaut werden.
Die Verwendung eines Diesel-Antriebsaggregates, Einsatz von Stahl als Hauptmaterial, gute Fahreigenschaften, geringer Kraftstoffverbrauch, Robustheit und Pflegearmut aber Fahrkomfort, Geräumigkeit und hoher Gebrauchswert für Urlaub und Wochenende sind die Hauptmerkmale dieses Bootstyps.

2.0 Hauptabmessungen

Länge11,10 m
Breite ü.a.3,00 m
Tiefgang max.0,70 m
Gewicht trocken5,8 t
Motor - Diesel W5054 kW
Geschwindigkeitca 16,5 Km/h
WendegetriebeWW 40
Untersetzung1:1
Kraftstoffvorrat700 l
Aktionsradius, Marschfahrt800 km
Frischwasservorrat200 l
Personenzahl zulässig12
Schlafplätze6
Nutzlast1.600 Kg
EinsatzbereichBinnen- und Seewasserstraßen
Wind/See5/4
Brückendurchfahrtshöhe3,80 m
Transporthöhe3,20 m
Stehhöhe1,85 m
weitere Angabensiehe "Daten im Detail"
KonstrukteurManfred Ernst
Werft - KaskoFranz Bootswerft - Niederlehme
Lehmann - Leibchel
Hansa-Werft - Alt Stralau
Bootswerft Stapel
Jacko-Werft
Werft - Innen - und AufbauFritz I. Hellwig
Bootswerft Jahn
Bootswerft Stapel
Diverse

3.0 Bauausführung

Der Bootskörper ist aus Stahl voll elektrisch geschweißt hergestellt. Deck und Aufbau können aus Massivholz, GUP-beschichtetem Sperrholz oder Stahl hergestellt werden.

Der Innenausbau ist aus Holz. Die Fenster aus Verbundglas werden durch Leichtmetallrahmen oder Gummiprofile gehalten. Die Handläufe sind aus Holz. Die Polster sind Schaumstoffplatten, die mit Polsterstoff bezogen sind. Eine Fensterluke auf dem Vorderdeck sowie eine aufstellbare Kajütdecksluke sorgen für Lüftung.

Dieser Bootstyp kann zusätzlich ein Flydeck (Sperrholzkonstruktion) mit zweitem Steuerstand erhalten. Alle Bauteile sind sorgfältig konserviert, für die Stahlteile empfiehlt sich Sandstrahlen und Beschichten mit Teerepoxid. Der Aufbau ist zweifarbig abgesetzt.

4.0 Maschinenanlage

Als Antriebsmaschinen sind Dieselmotoren mit einer Leistung von 50 – 74 kW vorgesehen. Sie erhalten ein passendes Wendegetriebe mit einer Untersetzung. (Die Motorisierung wird
mit dem Konstruktionsbüro abgesprochen). Der Motor ist mit wassergekühltem Krümmer, Wasserpumpe und elastischer Spezialaufhängung völlig für den Bootsbetrieb umgebaut. Durch Aufhängung und Schallisolierung wird für optimale Geräuschdämmung gesorgt. Die E-Anlage hat eine Betriebsspannung von 12 – 24 V. Die Kraftstofftanks sind seitlich im Motorenraum eingeschweißt. Die Be-und Entlüftung des Motorenraumes erfolgt durch seitliche Luftschächte.

Das Ruder wird in einem Koker gefahren, die Reepleitung läuft über einen Quadranten und Umlenkrollen zum Ruderpult (Ruderquadrant).

5.0 Einrichtung

Raumaufteilung und Einrichtung des Typs Nordsee-Sedan-S zeichnen sich besonders dadurch aus, dass ein großer Deckssalon im Zentrum der Yacht vorhanden ist und das Boot auch bei schlechter Witterung ohne Verdeck gefahren werden kann. Schlechtwetterboot, oder schwimmendes Wochenendhaus mögen Kurzbezeichnungen für diesen Typ sein.
Das Vorpiek ist durch einen Stauraum und Schränke genutzt, dem sich nach achtern die Vorderkojen anschließen. Durch ein Einlegeteil lässt sich eine Liegefläche herstellen. Zwei große Kleiderschränke und eine Fußbodenfläche mit Stehhöhe sind die Besonderheiten dieses abgeschlossenen „Schlafraumes“.

Zwischen Vorderkajüte und Deckshaus ist StB der WC-Raum und BB die Pantry eingebaut.
Im Decks-oder Ruderhaus ist vorn auf der StB-Seite das Ruderpult mit Steuermannsbank vorgesehen. In gleicher Höhe ist BB die Anrichte angeordnet.

Im achteren Teil dieses Raumes sind ein L-Sofa und ein Sitz untergebracht. Ein loser Bootstisch steht in der Mitte des Raumes. Ein Lehnensessel vervollständigt die Einrichtung. Das Ruderhaus ist durch seitliche Schiebetüren zugänglich. Die achtere Ruderhauswand ist großzügig verglast, das Mittelfenster lässt sich aufstellen. Der Niedergang kann durch ein Polstereinlegeteil verschlossen werden. Unter dem Deckssalon ist die Maschinenanlage eingebaut.

Die Achterkajüte hat 2 große Kojen, 2 Schränke und einen Nachttisch. Das Deck der Achterkajüte kann als Liegefläche genutzt werden.

Der Deckssalon erhält ein großes Schiebedach, oder die Yacht erhält ein Flydeck, das ist ein offenes Kockpit mit Sitzgelegenheiten und einem zweiten Steuerstand über dem Deckssalon. Das Flydeck ist von achtern über eine Leiter zugänglich. (Die Varianten werden mit dem Konstruktionsbüro abgesprochen). Über Badeleiter und Badebrett, die achtern fest montiert sind, kann man leicht von und an Bord kommen.

6.0 Ausrüstung

1 Anker 18 Kg
1 Anker- und Schlepptrosse, Perlon 16 Ø – 25 m lang
4 Festmacher, Perlon 14 Ø – je 5 m lang
4 Fender Ø 200 x 500
1 Bootshaken Ø 35 – 3 m lang
1 Flaggenstock (Boot ohne Flydeck) Ø 30 – 1 m lang
1 Staatsflagge 40 x 60 cm
1 Verbandskasten
1 Feuerlöscher
1 Werkzeugkiste
1 Satz Reserveteile (Keilriemen, Gummirad f. Pumpe, Düseneinsatz, Zylinderkopfdichtung u.ä.)

zusätzlich für Seewasserstraßen

1 Wurfleine Ø 6 – 25 m lang
1 Lenzpumpe
1 Nebelhorn
4 Schwimmwesten (1 Stk pro Person)
1 Schiffsglocke
1 Kompaß
1 Rettungsring

07. Generalplan

Generalplan Nordsee-Sedan-S, Konstrukteur: Manfred Ernst
Generalplan Nordsee-Sedan-S, Konstrukteur: Manfred Ernst

Daten – im Detail:


Wir zeigen hier eine Nordsee-Sedan-S, die – soweit unsere Informationen stimmen – 1992 für ein Mitglied der Staatsoper Berlin gebaut wurde.  Der Stahlkasko wurde bei Lehmann – Leibchel gebaut, über die Motorenanlage ist uns nichts bekannt, der Ausbau erfolgte komplett in der Bootswerft Hellwig am Krüpelsee, hier konkret von Günter Hellwig.

Die Bilder unterliegen dem Copyright von Günter Hellwig und Klassik-Boote.de
Der Bau der Capriccio in Bildern. Leider ist uns nicht bekannt, wo der Kasko hergestellt wurde. Den Ausbau hat Günter Hellwig von der Boostwerft Hellwig am Krüpelsee ausgeführt

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Mein Name ist Detlev Pickert, geboren 1957 in Berlin-Zehlendorf. Einen Teil meiner Jugend verbrachte ich im Schwarzwald und schloss dort meine Lehre als Zimmermann mit einer Gesellenprüfung ab. Nach meiner Rückkehr nach Berlin begann ich in der IT-Branche zu arbeiten; damals gab es in Deutschland noch keine PCs. Mein erster Job war am Großkauf am Saatwinkler Damm; dahinter befand sich König-Motorenbau. In meiner Freizeit beobachtete ich Dieter König und seine Mitarbeiter bei ihren Testfahrten. Das Geschehen faszinierte mich sehr. Nach einem Umzug in den südöstlichen Teil Berlins absolvierte ich 2002 den Bootsführerschein und mein erstes Boot war eine Plaue. Mich interessierte schon immer, wer diese wunderbaren Fahrzeuge konstruiert und gebaut hat, wodurch meine Recherchetätigkeit begann, die mich bis heute nicht losgelassen hat. Hunderte von Interviews mit alten Bootsbauern, Werftbesitzern und Motorenschlossern sowie Recherchen in Bibliotheken, Büchern und Magazinen haben ein umfangreiches Wissen angesammelt. Nach einer Pause von etwa zehn Jahren wird nun sukzessive viel dieses Wissens auf dieser Plattform veröffentlicht. Keine Geschichte ist abgeschlossen, da täglich neue Informationen hinzukommen. Ich habe weder Germanistik noch Journalismus studiert; ich schreibe einfach so, wie mir meine Gedanken kommen. Wer sich daran stört, findet sicherlich andere Seiten, auf denen er sich wohler fühlt.