Das Dorf Stralau wird schon 1244 als Sitz der wendischen Edlen von Stralowe erwähnt. Schon 1358 gehörte es zu Berlin. Auffällig mit seiner von alten Bäumen beschatteten, 1464 erbauten, 1822 durch Schinkel erneuerten Kirche, eine der ältesten der Mark. Unmittelbar an der Spree erhebt sie sich inmitten seines idyllischen Friedhofes. Der viereckige Turm zeigt ebenso wie Schloss Babelsberg Anlehnungen an die Formen der englischen Gotik. Das Innere der Kirche, das mit seinen Kreuzgewölben und profilierten Rippen auf Tragsteinen in Form menschlicher Köpfe einen mittelalterlichen Charakter trägt, ist im Jahre 1832 einem nicht immer glücklichen Umbau unterzogen worden. Eine weitere Veränderung brachte der erste Weltkrieg. Ihm fielen die zinnernen Orgelpfeifen und eine Glocke aus dem Jahre 1746 zum Opfer. Sie wurde am 31. Juli 1917 abgenommen, um eingeschmolzen und der Rüstung gegen die Feinde eingefügt zu werden. Die seit alters her auf elf Höfen angesessenen Fischer feierten alljährlich am 24. August, den Namenstag ihres Schutzpatrons, des hl. Bartholomäus, ein großes Fest. Dieses Fest, das 1574 urkundlich zuerst erwähnt wird, wurde seit dem Ende des 18. Jahrhunderts zu einem Berliner Volksfest, dem Stralauer Fischzug, der von ganz Berlin und selbst vom kgl. Hofe (zuletzt 1847) besucht wurde. Um die Mitte der 80er Jahre ist das Fest, da es zu rohe Formen annahm, polizeilich eingeschränkt und hat deshalb viel von seinem früheren Glanze verloren, lebt jedoch jetzt wieder auf. Das Dorf hat in den letzten Jahren den Charakter eines Fabrikortes angenommen.
Text von Fr. Eduard Keller aus „Hip Hip Hurra“ 1925