Hellmuth Fugmann wurde am 12. Juli 1901 in Plauen im Vogtland geboren, der Stadt, in der die damals schon berühmten Plauener Spitzen und andere wertvolle Stoffe hergestellt wurden. Sein Vater, Richard Fugmann, war Dessinateur – Musterzeichner im Textilgewerbe. Von ihm erbte er sicherlich die Anlagen, die später einmal die Grundlage für sein Lebensinhalt und Broterwerb wurden.

Von 1907-1916 besuchte er das Realgymnasium in Friedrichshagen. Fugmann interessierte sich schon früh für den Schiffsbau und hatte demnach den Wunsch, Bootsbauer zu werden. Mit 15 Jahren, am 1. April 1916, begann er die Lehre in der Bootswerft Schulze – Inh. Karnatz & Lehmann in Friedrichshagen. Am 31. August 1917 wurde der Lehrvertrag aufgehoben, da die Bootswerft Schulze den Betrieb einstellen musste. Aus den verschiedenen Lebensläufen von Hellmuth Fugmann geht hervor, dass er die Berufsschule erfolgreich abgeschlossen hat.

Wegen seiner überdurchschnittlichen zeichnerischen Veranlagung wurde man auf Hellmuth Fugmann aufmerksam. Von der Naglo-Werft in Zeuthen, der Nachfolgerin der Engelbrecht-Werft, wurde er zu einem Volontariat eingeladen. Hier arbeitete er dann ein Jahr, vom 4. Oktober 1917 bis 10. Oktober 1918, im Schiffsbautechnischen Büro. Danach war er Schiffsbautechniker bis 1920 bei Naglo. Der Betrieb wurde zwischenzeitlich nach Spandau verlegt und ist heute die Marina Lanke.
Von 1920-1923 arbeitete Hellmuth R. Fugmann in der Alfred Hensel Schnellbootswerft in Berlin–Rummelsburg als Konstrukteur. Nachdem dieser Betrieb liquidiert wurde, eröffnete er sein „Schiffbautechnisches Büro Helmut R. Fugmann“ auf dem Wohnsitz seines Vaters in Berlin Rahnsdorf.

Entgegen seines persönlichen Lebenslauf fanden wir während der Recherche heraus, dass Hellmuth R. Fugmann schon 1920 selbständig gearbeitet haben muss, eventuell auch nebenberuflich. So schaltete er im Dezember 1920 eine eigene Werbung mit Sitz in Berlin–Rahnsdorf. Für die Bootswerft Chr. Hintz & Co. entwarf er 1921 drei Schiffe, einen 30 qm Kielkreuzer, ein Auto- und ein Rennboot. Hellmuth R. Fugmann konstruierte in der Zeit seiner Selbständigkeit für Privatpersonen, Behörden und mehr als zwanzig Werften. So finden wir alleine in der „Die Yacht“ über 49 Risse, die aus der Feder von Fugmann stammen.

Im Mai 1943 wurde er von der Yachtwerft Claus Engelbrecht in Berlin–Köpenick als Konstrukteur dienstverpflichtet. Ihm unterlag in der Werft die Betriebs- und Bauaufsicht, die ihm im Juli 1944 durch den Einsatz eines Mitgliedes der NSDAP wieder entzogen wurde. Bis zum Ende des 2. Weltkrieges war er noch mit der Betreuung anderer Werften beschäftigt. Die nach der Kapitulation gegründete Zentralverwaltung für Verkehr, Generaldirektion Schifffahrt, setzte Hellmuth R. Fugmann als Betreuer der Berliner Bootswerften ein. Seine 25-jährige Berufspraxis im Kleinbootsbau kam ihm für diese Entscheidung zu Gute.
Am 01.06.1946 wurde er durch die Generaldirektion Schifffahrt mit Zustimmung der SMAD zum technischen Leiter der Yachtwerft Claus Engelbrecht berufen, da laut SMAD-Befehl Nr. 124 das Vermögen der bisherigen Besitzer beschlagnahmt wurde. Die Claus-Engelbrecht Yachtwerft hatte den Krieg unzerstört überlebt. Das Bezirksamt von Köpenick setzte den Firmenmitinhaber Dr. jur. Erwin Engelbrecht als Treuhänder ein. Hellmuth R. Fugmann unterstützte in hohem Maße die Weiterentwicklung der Yachtwerft Engelbrecht und erhielt 1951 einen Einzelvertrag als Chefkonstrukteur.
Am 01.02.1958 wurde ihm im Auftrag der DDR-Führung durch das Ministerium für Schwermaschinenbau die Anerkennung der Berufsbezeichnung „Ingenieur der Fachrichtung Schiffbau“ verliehen. Hellmuth R. Fugmann erreichte am 15.07.1966 das Rentenalter und beendete somit seine berufliche Laufbahn in der VEB Yachtwerft Berlin mit einem Aufhebungsvertrag vom 12.07.1966
Hellmuth R. Fugmann gehört zu den bekanntesten Bootsbau-Konstrukteuren. Er erhielt international und national sehr viele Preise. Er wird unter anderem mit folgenden Errungenschaften in Verbindung gebracht:
- eine Vielzahl von Weltmeisterbooten
- konstruierte das schnellste Polizeiaufsichtsboot
- entwarf den schnellsten Diesel-Polizeikreuzer
- konstruierte die Mathea III, die 1938 den Stundenweltrekord in der 1.200 Kg Klasse errang
- konstruierte „Tempo“, ein Boot in der 800 Kg-Gruppe, mit dem Hans Stuck (sen.) 1939 den Stundenweltrekord hielt.
Wir werden in gesonderten Beiträgen die Erfolge von Hellmuth R. Fugmann vorstellen und sein Lebenswerk ausführlich beschreiben.
Anmerkung: Der Namenszug von Hellmuth Fugmann stellte im Laufe seines Lebens unterschiedliche Schreibweisen dar. Während er in seinem ersten Lehrvertrag noch mit „Helmut Fugmann“ zeichnete (1916), wandelte sich später die Schreibweise in Hellmuth Fugmann (1920), Hellmut R. Fugmann (1926), Richard Hellmuth Fugmann (1936) und ab 1945 dann Hellmuth R. Fugmann.
Hellmuth Fugmann - Seine Stationen
Berlin im Oktober 2008 (dp)
Wir danken Thomas Vießmann (Geschäftsführer Wassersportzentrum Berlin), Christoph Geyer (Geyer-Design) und Manfred Ernst (Konstrukteur) für die Beantwortung der Fragen und die Überlassung der Original-Unterlagen von Hellmuth R. Fugmann. Heike Hoffmann (BBG) hat uns überhaupt erst den Kontakt ermöglicht, Ihr gilt ein großer Dank. Frau Schwarz (Wassersportzentrum Berlin) danken wir für die zügige Koordination. Einen großen Dank schon jetzt an Reimer Hoffmann (Bootsbaumeister), der uns auch noch im Laufe der weiteren Recherchen unterstützen wird.