Motorkreuzer Typ Senior

Im folgenden veröffentlichen wir die Baubeschreibung des Motorkreuzer Senior, ein Riss aus dem Konstruktionsbüro Ernst in Grünau. Die Beschreibung basiert auf einen Entwurf aus dem Jahre 1975.

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1.0 Allgemeines

Der Motorkreuzer Typ Senior ist ein neuer Entwurf, der auf Grund langjähriger Erfahrungen mit Motorkajütbooten, speziell für den Wassersport in der DDR entwickelt wurde. Er ist auch für den Eigenbau geeignet. Die Konstruktion ist so ausgelegt, dass alle Forderungen der Sportbootanordnung erfüllt werden.
Um allen individuellen Wünschen gerecht zu werden, sind konstruktive Varianten vorgesehen, die beliebig kombiniert werden können:
Das Boot kann 8,2 m oder 8,5 m lang ausgeführt werden. Das längere Boot trägt hinter der Typenbezeichnung ein „L“. Größere Tankinhalte, größerer Aktionsradius und ein größeres Kockpit sind die Vorteile dieses Bootes. Die Einrichtung kann mit seitlicher Dinette (Senior 1) oder mit Querdinette (Senior 2) gewählt werden; sie ist von der Länge des Bootes unabhängig.
Weiterhin kann statt des Ruderhauses mit Hardtopklappverdeck eine Windschutzscheibe mit Metallrahmen aufgebaut werden. Diese sportliche Version wird bei der Typenbezeichnung durch ein W gekennzeichnet.

2.0 Hauptabmessungen

SeniorSenior L
Länge8,20 m8,50 m
Breite ü.a.2,80 m2,80 m
Tiefgang max.0,65 m0,65 m
Freibord0,90 m0,90 m
Gewicht trocken3,10 t3,20 t
Motor -
4VD8, 8/8, 5-1 SRF
50 PS50 PS
Geschwindigkeit15 km/h15 km/h
Marschfahrt13 km/h13 km/h
Wendegetriebe Typ 2 SDW/03Wi = 2:1i = 2:1
Kraftstoffvorrat360 l360 l
Aktionsradius, Marschfahrt500 km500 km
Frischwasservorrat200 l200 l
Personenzahl zulässig1212
Schlafplätze incl. Kockpit66
Stehhöhe1,82 m1,82 m
EinsatzbereichBinnen- und SeewasserstraßenBinnen- und Seewasserstraßen
weitere Angabensiehe "Daten im Detail"siehe "Daten im Detail"
KonstrukteurManfred ErnstManfred Ernst
Werft - KaskoFranz Bootswerft - Niederlehme
Lehmann - Leibchel
Hansa-Werft - Alt Stralau
Bootswerft Stapel
Jacko-Werft
Franz Bootswerft - Niederlehme
Lehmann - Leibchel
Hansa-Werft - Alt Stralau
Bootswerft Stapel
Jacko-Werft
Werft - Innen - und AufbauFritz I. Hellwig
Bootswerft Jahn
Bootswerft Stapel
Diverse
Fritz I. Hellwig
Bootswerft Jahn
Bootswerft Stapel
Diverse
Hersteller GetriebeFa. LunzeFa. Lunze
MotorenherstellerVEB CunewaldeVEB Cunewalde

3.0 Verwendungszweck

Der Motorkreuzer Typ Senior ist für Wochenendfahrten und Urlaubstouren für 4 – 6 Personen entworfen. Durch die günstige Spantform und den großen Freibord ist ein befahren aller Binnen- und Seewasserstraßen entsprechend der Sportbootanordnung möglich.
Die Unterwasserform des Bootes, es ist ein Verdrängertyp, ist so gewählt, dass die Marschgeschwindigkeit mit ca. 60%iger Motorenleistung erreicht wird. Durch den Einbau des Untersetzungsgetriebes ist eine sehr rentable Fahrt möglich und ein großer Aktionsradius garantiert, und auch die Manövriereigenschaften verbessern sich.

4.0 Bauausführung

Der Bootskörper ist aus Schiffbaustahl hergestellt und voll elektrisch geschweißt . Die Schweißung entspricht den Vorschriften des ASMW, die Bauunterlagen sind schweißtechnisch geprüft.

Die Materialabmessungen sind:
Außenhaut 3 mm, Kiel 8 x 60, Spanten 4 x 40, Randwinkel 40 x 4, Bodenwrangen und Schotte Bl . 3, Fl.40, Fundament Bl .4. Die Fundamente und die Brennstofftanks sind im Bootskörper eingeschweißt, der Motorenraum ist durch halbhohe Schotte nach vorn und achtern abgeschlossen.

Der Kockpitfußboden ist aus Holz und zur Schall- und Geruchsisolierung möglichst dicht verlegt. Die Decks sind aus Sperrholz und mit einem GFK-Überzug versehen, das ist ein Glasseidengewebe, das mit Polyesterharz oder besser Epoxidharz getränkt und aufgeklebt ist. Die Aufbauwände sind aus Massivholz, möglichst Mahagoni, die Inneneinrichtungswände aus Sperrholz oder Tischlerplatten (wasserfest) hergestellt.
Das Boot hat eine starke Scheuerleiste mit Schiene, die über dem Spiegel durchgezogen ist. Alle Beschläge, auch die Fensterrahmen sind aus eloxiertem Leichtmetall.

5.0 Konservierung

Der Stahlkörper soll aus metallisch sauberem, zunderfreiem Blech hergestellt werden, oder er wird nach dem Bau gesandstrahlt. Er wird innen 2 – 3-mal und außen Unterwasser 4 – 5-mal mit Teerepoxyd nass in nass gestrichen. Unterwasser schließt sich ein Antifoulinganstrich an, dem vor dem Zuwasserlassen ein weiterer folgt.  Überwasser ist ein 2-maliger Anstrich mit Telsys-Antikorrosiv erforderlich. Nachdem das Überwasserschiff mit Vinoflexspachtel glatt gespachtelt und geschliffen ist, wird es mit Alcydharz- oder PU-Lacken lackiert.

Die GFK-Decksflächen werden gleichfalls mit Alcydharz- oder PU-Lacken beschichtet, jedoch wird das Laufdeck vorher noch gesandet, damit es rutschfest ist. Für alle Holzteile werden Boots- oder PU-Lacke verwendet, für den Innenausbau ist auch Mattlack zu empfehlen.

6.0 Einrichtung

6.1 Kajüte Typ Senior 1

Im Vorschiff ist eine fest eingebaute Doppelkoje. Am Kopfende der Doppelkoje lässt sich ein Polsterteil einlegen. Unter den Kopfenden befinden sich die Stauräume für das Bettzeug.

Auf der Backbordseite der Kajüte ist eine Dinette, die in ein Doppelbett verwandelt werden kann, sowie ein großer Kleiderschrank.

Auf der Steuerbordseite ist ein WC-Raum, weiterhin ist eine Pantry mit Kocher und Abwäsche vorgesehen. Es sind insgesamt 6 Schrankräume, 4 Stauräume, 2 Schubfächer, 1 Schuhfach sowie 3 große Ablagen vorhanden.

6.2 Kajüte Typ Senior 2

Im vorderen Teil der Kajüte sind die Kojen bzw. Sitze vorgesehen. Der erhöhte gemütliche Sitzraum bietet Platz für 4 – 6 Personen. Man kann im Sitzen bequem aus dem Fenster sehen. Wird der Bootstisch ins Kockpit gestellt, kann aus den Sitzen durch Zwischenlegen der Rückenpolster eine Liegefläche für 2 – 4 Personen hergestellt werden.

Schübe unter den Sitzen und rundumlaufende Ablagen sichern eine völlige Ausnutzung des Innenraumes. Im achteren Teil der Kajüte sind der WC-Raum, ein großer Kleiderschrank mit Bar, der sich für das Aufstellen eines Kofferfernsehers eignet und die Pantry vorhanden. Die Pantry ist mit einem Spirituskocher und einer Abwäsche ausgestattet. Schubkästen und Hängeschrank sowie Schrankraum sorgen für alle Belange der Bordfrau. Der Trittkasten kann für Vorräte genutzt werden und auch 2 Abfalleimer sind unter dem Fußboden eingebaut.

6.3 Kockpit

Das große Kockpit zeichnet sich besonders dadurch aus, dass es durch keinen Motorkasten unterbrochen ist. Die achtere Kockpitbank hat Liegelänge und lässt sich vorziehen, wodurch sich ein Platz zum Sonnen oder eine weitere Übernachtungsmöglichkeit bei zugeknöpftem Kockpitverdeck ergibt.

Das Boot hat ein Hardtop-Klappverdeck. Diese Konstruktion bietet volle Kopffreiheit bei schönem Wetter. Mit wenigen Handgriffen ist es möglich, das Verdeck herumzuklappen, wodurch die Plicht in ihrer gesamten Größe von oben geschützt ist. Durch aufknöpfbare Seitenteile kann die Plicht vollkommen in einen geschlossenen Raum verwandelt werden. Als sportliche Variante kann eine Windschutzscheibe mit Metallrahmen montiert werden (Typ Senior-W), so wird bei schönem Wetter im Kockpit noch mehr Luft und Sonne geboten. Das Ruderpult ist BB angeordnet, es enthält alle Bedien- und Kontrollinstrumente zum Führen des Bootes. StB ist die Niedergangsluke. Der Faltdeckel bildet zusammen mit einem Ablagefach eine ebene Fläche für Karten o.ä.

Die Steuermannbank bietet Platz für 2 Personen. Sie lässt sich in 2 Stellungen benutzen. Nach unten geklappt bildet sie einen vis-a-vis Sitz zur achteren Bank. Eine gemütliche Runde, wenn der Bootstisch aus der Kajüte geholt wird. Unter dem Kockpit, durch eine Luke zugänglich, ist ein großer Stauraum. Seitlich sind Stauräume vorhanden, die durch leichte Luken verschlossen sind. Hier ist auch genügend Platz für den Einbau der Akkus und einer Warmluftheizung.

7.0 Maschinenanlage

Als Antriebsmaschine ist der Dieselmotor Typ 4VD8,8/8,5-1SRF vorgesehen. Er erhält ein Lunze-Wendegetriebe mit einer Untersetzung 2 : 1.

Der Motor ist mit wassergekühltem Krümmer, Wasserpumpe und elastischer Spezialaufhängung völlig für den Bootsbetrieb umgebaut. Durch Aufhängung und Schallisolierung wird für optimale Geräuschdämmung gesorgt. Die E-Anlage hat eine Betriebsspannung von 12 V.

Die Kraftstofftanks sind seitlich im Motorenraum eingeschweißt. Die Be-und Entlüftung von Motor-und Brennstoffraum erfolgt durch Lufthutzen und Luftschächte.

Das Ruder wird in einem Koker gefahren. Über einen Ruderquadranten läuft die Reepleitung aus feuerverzinktem, flexiblem Stahlseil über Umlenkrollen zum Ruderpult.

8.0 Ausrüstung

1 Anker 15 Kg
1 Anker- und Schlepptrosse, Perlon 14 Ø, 25 m lang
4 Festmacher, Perlon 14 Ø, 4 m lang
4 Fender Ø 150 x 350
1 Bootshaken Ø 35, 3,0 m lang
1 Flaggenstock Ø 30, 1,0 m lang
1 Staatsflagge 40 x 60 cm
1 Verbandskasten
1 Feuerlöscher
1 Werkzeugtasche
1 Satz Reserveteile (Keilriemen, Gummirad f. Pumpe, Düseneinsatz, Zylinderkopfdichtung u.ä.)

Zusätzlich für Seewasserstraßen
1 Wurfleine Ø 6, 25 m lang
1 Lenzpumpe
1 Nebelhorn
4 Schwimmwesten (1 Stck.pro Person)
1 Schiffsglocke
1 Kompaß

09. Generalplan

Senior 1 - Generalplan 1975 - Konstrukteur Manfred Ernst
Senior 1 – Generalplan 1975 – Konstrukteur Manfred Ernst
Senior 2W - Generalplan 1975 - Konstrukteur Manfred Ernst
Senior 2W – Generalplan 1975 – Konstrukteur Manfred Ernst

Daten – im Detail:


Wir stellen hier ein Senior 2W vor. Wir haben die Bilder von Manfred Ernst übergeben bekommen. Das Copyright liegt beim Fotografen, dessen Name uns nicht bekannt ist

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Mein Name ist Detlev Pickert, geboren 1957 in Berlin-Zehlendorf. Einen Teil meiner Jugend verbrachte ich im Schwarzwald und schloss dort meine Lehre als Zimmermann mit einer Gesellenprüfung ab. Nach meiner Rückkehr nach Berlin begann ich in der IT-Branche zu arbeiten; damals gab es in Deutschland noch keine PCs. Mein erster Job war am Großkauf am Saatwinkler Damm; dahinter befand sich König-Motorenbau. In meiner Freizeit beobachtete ich Dieter König und seine Mitarbeiter bei ihren Testfahrten. Das Geschehen faszinierte mich sehr. Nach einem Umzug in den südöstlichen Teil Berlins absolvierte ich 2002 den Bootsführerschein und mein erstes Boot war eine Plaue. Mich interessierte schon immer, wer diese wunderbaren Fahrzeuge konstruiert und gebaut hat, wodurch meine Recherchetätigkeit begann, die mich bis heute nicht losgelassen hat. Hunderte von Interviews mit alten Bootsbauern, Werftbesitzern und Motorenschlossern sowie Recherchen in Bibliotheken, Büchern und Magazinen haben ein umfangreiches Wissen angesammelt. Nach einer Pause von etwa zehn Jahren wird nun sukzessive viel dieses Wissens auf dieser Plattform veröffentlicht. Keine Geschichte ist abgeschlossen, da täglich neue Informationen hinzukommen. Ich habe weder Germanistik noch Journalismus studiert; ich schreibe einfach so, wie mir meine Gedanken kommen. Wer sich daran stört, findet sicherlich andere Seiten, auf denen er sich wohler fühlt.