1.0 Allgemeines
Der Motorkreuzer Typ Senior ist ein neuer Entwurf, der auf Grund langjähriger Erfahrungen mit Motorkajütbooten, speziell für den Wassersport in der DDR entwickelt wurde. Er ist auch für den Eigenbau geeignet. Die Konstruktion ist so ausgelegt, dass alle Forderungen der Sportbootanordnung erfüllt werden.
Um allen individuellen Wünschen gerecht zu werden, sind konstruktive Varianten vorgesehen, die beliebig kombiniert werden können:
Das Boot kann 8,2 m oder 8,5 m lang ausgeführt werden. Das längere Boot trägt hinter der Typenbezeichnung ein „L“. Größere Tankinhalte, größerer Aktionsradius und ein größeres Kockpit sind die Vorteile dieses Bootes. Die Einrichtung kann mit seitlicher Dinette (Senior 1) oder mit Querdinette (Senior 2) gewählt werden; sie ist von der Länge des Bootes unabhängig.
Weiterhin kann statt des Ruderhauses mit Hardtopklappverdeck eine Windschutzscheibe mit Metallrahmen aufgebaut werden. Diese sportliche Version wird bei der Typenbezeichnung durch ein W gekennzeichnet.
2.0 Hauptabmessungen
Senior | Senior L | |
Länge | 8,20 m | 8,50 m |
Breite ü.a. | 2,80 m | 2,80 m |
Tiefgang max. | 0,65 m | 0,65 m |
Freibord | 0,90 m | 0,90 m |
Gewicht trocken | 3,10 t | 3,20 t |
Motor - 4VD8, 8/8, 5-1 SRF | 50 PS | 50 PS |
Geschwindigkeit | 15 km/h | 15 km/h |
Marschfahrt | 13 km/h | 13 km/h |
Wendegetriebe Typ 2 SDW/03W | i = 2:1 | i = 2:1 |
Kraftstoffvorrat | 360 l | 360 l |
Aktionsradius, Marschfahrt | 500 km | 500 km |
Frischwasservorrat | 200 l | 200 l |
Personenzahl zulässig | 12 | 12 |
Schlafplätze incl. Kockpit | 6 | 6 |
Stehhöhe | 1,82 m | 1,82 m |
Einsatzbereich | Binnen- und Seewasserstraßen | Binnen- und Seewasserstraßen |
weitere Angaben | siehe "Daten im Detail" | siehe "Daten im Detail" |
Konstrukteur | Manfred Ernst | Manfred Ernst |
Werft - Kasko | Franz Bootswerft - Niederlehme Lehmann - Leibchel Hansa-Werft - Alt Stralau Bootswerft Stapel Jacko-Werft | Franz Bootswerft - Niederlehme Lehmann - Leibchel Hansa-Werft - Alt Stralau Bootswerft Stapel Jacko-Werft |
Werft - Innen - und Aufbau | Fritz I. Hellwig Bootswerft Jahn Bootswerft Stapel Diverse | Fritz I. Hellwig Bootswerft Jahn Bootswerft Stapel Diverse |
Hersteller Getriebe | Fa. Lunze | Fa. Lunze |
Motorenhersteller | VEB Cunewalde | VEB Cunewalde |
3.0 Verwendungszweck
Der Motorkreuzer Typ Senior ist für Wochenendfahrten und Urlaubstouren für 4 – 6 Personen entworfen. Durch die günstige Spantform und den großen Freibord ist ein befahren aller Binnen- und Seewasserstraßen entsprechend der Sportbootanordnung möglich.
Die Unterwasserform des Bootes, es ist ein Verdrängertyp, ist so gewählt, dass die Marschgeschwindigkeit mit ca. 60%iger Motorenleistung erreicht wird. Durch den Einbau des Untersetzungsgetriebes ist eine sehr rentable Fahrt möglich und ein großer Aktionsradius garantiert, und auch die Manövriereigenschaften verbessern sich.
4.0 Bauausführung
Der Bootskörper ist aus Schiffbaustahl hergestellt und voll elektrisch geschweißt . Die Schweißung entspricht den Vorschriften des ASMW, die Bauunterlagen sind schweißtechnisch geprüft.
Die Materialabmessungen sind:
Außenhaut 3 mm, Kiel 8 x 60, Spanten 4 x 40, Randwinkel 40 x 4, Bodenwrangen und Schotte Bl . 3, Fl.40, Fundament Bl .4. Die Fundamente und die Brennstofftanks sind im Bootskörper eingeschweißt, der Motorenraum ist durch halbhohe Schotte nach vorn und achtern abgeschlossen.
Der Kockpitfußboden ist aus Holz und zur Schall- und Geruchsisolierung möglichst dicht verlegt. Die Decks sind aus Sperrholz und mit einem GFK-Überzug versehen, das ist ein Glasseidengewebe, das mit Polyesterharz oder besser Epoxidharz getränkt und aufgeklebt ist. Die Aufbauwände sind aus Massivholz, möglichst Mahagoni, die Inneneinrichtungswände aus Sperrholz oder Tischlerplatten (wasserfest) hergestellt.
Das Boot hat eine starke Scheuerleiste mit Schiene, die über dem Spiegel durchgezogen ist. Alle Beschläge, auch die Fensterrahmen sind aus eloxiertem Leichtmetall.
5.0 Konservierung
Der Stahlkörper soll aus metallisch sauberem, zunderfreiem Blech hergestellt werden, oder er wird nach dem Bau gesandstrahlt. Er wird innen 2 – 3-mal und außen Unterwasser 4 – 5-mal mit Teerepoxyd nass in nass gestrichen. Unterwasser schließt sich ein Antifoulinganstrich an, dem vor dem Zuwasserlassen ein weiterer folgt. Überwasser ist ein 2-maliger Anstrich mit Telsys-Antikorrosiv erforderlich. Nachdem das Überwasserschiff mit Vinoflexspachtel glatt gespachtelt und geschliffen ist, wird es mit Alcydharz- oder PU-Lacken lackiert.
Die GFK-Decksflächen werden gleichfalls mit Alcydharz- oder PU-Lacken beschichtet, jedoch wird das Laufdeck vorher noch gesandet, damit es rutschfest ist. Für alle Holzteile werden Boots- oder PU-Lacke verwendet, für den Innenausbau ist auch Mattlack zu empfehlen.
6.0 Einrichtung
6.1 Kajüte Typ Senior 1
Im Vorschiff ist eine fest eingebaute Doppelkoje. Am Kopfende der Doppelkoje lässt sich ein Polsterteil einlegen. Unter den Kopfenden befinden sich die Stauräume für das Bettzeug.
Auf der Backbordseite der Kajüte ist eine Dinette, die in ein Doppelbett verwandelt werden kann, sowie ein großer Kleiderschrank.
Auf der Steuerbordseite ist ein WC-Raum, weiterhin ist eine Pantry mit Kocher und Abwäsche vorgesehen. Es sind insgesamt 6 Schrankräume, 4 Stauräume, 2 Schubfächer, 1 Schuhfach sowie 3 große Ablagen vorhanden.
6.2 Kajüte Typ Senior 2
Im vorderen Teil der Kajüte sind die Kojen bzw. Sitze vorgesehen. Der erhöhte gemütliche Sitzraum bietet Platz für 4 – 6 Personen. Man kann im Sitzen bequem aus dem Fenster sehen. Wird der Bootstisch ins Kockpit gestellt, kann aus den Sitzen durch Zwischenlegen der Rückenpolster eine Liegefläche für 2 – 4 Personen hergestellt werden.
Schübe unter den Sitzen und rundumlaufende Ablagen sichern eine völlige Ausnutzung des Innenraumes. Im achteren Teil der Kajüte sind der WC-Raum, ein großer Kleiderschrank mit Bar, der sich für das Aufstellen eines Kofferfernsehers eignet und die Pantry vorhanden. Die Pantry ist mit einem Spirituskocher und einer Abwäsche ausgestattet. Schubkästen und Hängeschrank sowie Schrankraum sorgen für alle Belange der Bordfrau. Der Trittkasten kann für Vorräte genutzt werden und auch 2 Abfalleimer sind unter dem Fußboden eingebaut.
6.3 Kockpit
Das große Kockpit zeichnet sich besonders dadurch aus, dass es durch keinen Motorkasten unterbrochen ist. Die achtere Kockpitbank hat Liegelänge und lässt sich vorziehen, wodurch sich ein Platz zum Sonnen oder eine weitere Übernachtungsmöglichkeit bei zugeknöpftem Kockpitverdeck ergibt.
Das Boot hat ein Hardtop-Klappverdeck. Diese Konstruktion bietet volle Kopffreiheit bei schönem Wetter. Mit wenigen Handgriffen ist es möglich, das Verdeck herumzuklappen, wodurch die Plicht in ihrer gesamten Größe von oben geschützt ist. Durch aufknöpfbare Seitenteile kann die Plicht vollkommen in einen geschlossenen Raum verwandelt werden. Als sportliche Variante kann eine Windschutzscheibe mit Metallrahmen montiert werden (Typ Senior-W), so wird bei schönem Wetter im Kockpit noch mehr Luft und Sonne geboten. Das Ruderpult ist BB angeordnet, es enthält alle Bedien- und Kontrollinstrumente zum Führen des Bootes. StB ist die Niedergangsluke. Der Faltdeckel bildet zusammen mit einem Ablagefach eine ebene Fläche für Karten o.ä.
Die Steuermannbank bietet Platz für 2 Personen. Sie lässt sich in 2 Stellungen benutzen. Nach unten geklappt bildet sie einen vis-a-vis Sitz zur achteren Bank. Eine gemütliche Runde, wenn der Bootstisch aus der Kajüte geholt wird. Unter dem Kockpit, durch eine Luke zugänglich, ist ein großer Stauraum. Seitlich sind Stauräume vorhanden, die durch leichte Luken verschlossen sind. Hier ist auch genügend Platz für den Einbau der Akkus und einer Warmluftheizung.
7.0 Maschinenanlage
Als Antriebsmaschine ist der Dieselmotor Typ 4VD8,8/8,5-1SRF vorgesehen. Er erhält ein Lunze-Wendegetriebe mit einer Untersetzung 2 : 1.
Der Motor ist mit wassergekühltem Krümmer, Wasserpumpe und elastischer Spezialaufhängung völlig für den Bootsbetrieb umgebaut. Durch Aufhängung und Schallisolierung wird für optimale Geräuschdämmung gesorgt. Die E-Anlage hat eine Betriebsspannung von 12 V.
Die Kraftstofftanks sind seitlich im Motorenraum eingeschweißt. Die Be-und Entlüftung von Motor-und Brennstoffraum erfolgt durch Lufthutzen und Luftschächte.
Das Ruder wird in einem Koker gefahren. Über einen Ruderquadranten läuft die Reepleitung aus feuerverzinktem, flexiblem Stahlseil über Umlenkrollen zum Ruderpult.
8.0 Ausrüstung
1 Anker 15 Kg
1 Anker- und Schlepptrosse, Perlon 14 Ø, 25 m lang
4 Festmacher, Perlon 14 Ø, 4 m lang
4 Fender Ø 150 x 350
1 Bootshaken Ø 35, 3,0 m lang
1 Flaggenstock Ø 30, 1,0 m lang
1 Staatsflagge 40 x 60 cm
1 Verbandskasten
1 Feuerlöscher
1 Werkzeugtasche
1 Satz Reserveteile (Keilriemen, Gummirad f. Pumpe, Düseneinsatz, Zylinderkopfdichtung u.ä.)
Zusätzlich für Seewasserstraßen
1 Wurfleine Ø 6, 25 m lang
1 Lenzpumpe
1 Nebelhorn
4 Schwimmwesten (1 Stck.pro Person)
1 Schiffsglocke
1 Kompaß
09. Generalplan
Daten – im Detail:
Wir stellen hier ein Senior 2W vor. Wir haben die Bilder von Manfred Ernst übergeben bekommen. Das Copyright liegt beim Fotografen, dessen Name uns nicht bekannt ist