Motorkreuzer Typ Spreestern S und SL

Der hier vorgestellte 7,0 m Motorkreuzer Typ Spreestern S und SL ist eine Weiterentwicklung bereits früherer Risse. Es handelt sich um ein Vorderkajütboot, welches für eine kleine Familie auf den Binnengewässern als Verdränger mit sparsamen Verbrauch eine optimale Reisegeschwindigkeit erreicht. Das Boot ist ein idealer Begleiter für Wochenendtouren und auch längeren Bordaufenthalten.

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01. Allgemeines

Der 7,0 m Motorkreuzer Typ „Spreestern“ aus dem Jahre 1972 ist eine Weiterentwicklung auf Grund der Erfahrungen, die mit dem gleichnamigen Vorgängertyp und anderen Kajütbooten in den letzten Jahren gesammelt wurden. Er berücksichtigt die Belange des Eigenbaues und entspricht in Zubehör und Werkstoffauswahl dem Angebot in der damaligen DDR. Die Konstruktion ist so ausgelegt, dass alle Forderungen der damaligen Sportbootanordnung erfüllt werden.

02. Hauptabmessungen

Länge7,00 m
Breite2,45 m
Tiefgang0,60 m
Gewicht1,90 t
Motor - Wartburg45 PS
Getriebe - Lunzei = 2:1
Geschwindigkeit14 Km/h
Marschfahrt12 Km/h
Brennstoff2 x 100 l
Aktionsradius400 km
Schlafplätze2-4
Personenzahl max.10
KonstrukteurManfred Ernst - Juli 1972
Werft - StahlkörperFranz Werft,
VEB Yachtwerft
Werft - AusbauHellwig am Krüpelsee,
diverse - auch Eigenbau

03. Verwendungszweck

Der Motorkreuzer „Spreestern” ist für Wochenendfahrten und Urlaubstouren für 2-4 Personen entworfen. Durch die günstige Spantform und den großen Freibord ist ein Befahren aller Binnen- und Seewasserstraßen entsprechend der Sportbootanordnung möglich.

Die Unterwasserform des Bootes, es ist ein Verdrängertyp, ist so gewählt, dass die Marschgeschwindigkeit mit ca. 50%iger Motorenleistung erreicht wird. Durch den Einbau des Untersetzungsgetriebes ist eine sehr rentable Fahrt möglich und ein großer  Aktionsradius garantiert, und auch die Manövriereigenschaften verbessern sich.

04. Bauausführung

Der Bootskörper ist aus Schiffbaustahl hergestellt und voll elektrisch geschweißt. Die Schweißung entspricht den Vorschriften des ASMW, die Bauunterlagen sind schweißtechnisch geprüft.

Die Außenhaut ist 2 mm dick, die Stahlqualität St.42 oder St.52, bei der Verwendung von St.38 empfiehlt es sich, wegen der besseren Verarbeitung die Dicke von 2,5 mm zu wählen.

Weitere Materialabmessungen sind:
Kiel S x 60, Spanten 4 x 30, Randwinkel 32 x 4, Bodenwrangen und Schotte Bl.2, Fl.30, Fundament Bl.3, Fl.50. Die Fundamente sind im Bootskörper eingeschweißt, der  Motorenraum ist durch halbhohe Schotte nach vorn und achtern abgeschlossen.

Der Kockpitfußboden ist aus Holz und zur Schall- und Geruchsisolierung möglichst dicht verlegt. Die Decks sind aus Sperrholz und mit einem GFK-Überzugzug versehen, das
ist ein Glasseidengewebe, das mit Polyesterharz oder besser Epoxydharz getränkt und aufgeklebt ist.

Die Aufbauwände sind aus Massivholz, möglichst Mahagoni, die Inneneinrichtungswände aus Sperrholz oder Tischlerplatten (wasserfest) hergestellt.

Das Boot hat eine starke Scheuerleiste mit Schiene, die über dem Spiegel durchgezogen ist. Alle Beschläge, auch die Fensterrahmen sind aus eloxiertem Leichtmetall.

5.0 Konservierung

Der Stahlkörper soll aus metallisch sauberem, zunderfreiem Blech hergestellt werden, oder er wird nach dem Bau gesandstrahlt. Er wird innen 2-3x und außen Unterwasser 4-5x mit Teerepoxyd nass in nass gestrichen. Unterwasser schließt sich ein Antifoulinganstrich an, dem vor dem Zuwasserlassen ein weiterer folgt. Überwasser ist ein 2-maliger Anstrich mit Telsys-Antikarrosiv erforderlich. Nachdem das Überwasserschiff mit Vinoflexspachtel glatt
gespachtelt und geschliffen ist, wird es mit Alcydharz- oder PU-Lacken lackiert.

Die GFK-Decksflächen werden gleichfalls mit Alcydharz- oder PU-Lacken beschichtet, jedoch wird das Laufdeck vorher noch gesandet, damit es rutschfest ist. Für alle Holzteile werden Boots- oder PU-Lacke verwendet, für den Innenausbau ist auch Mattlack zu  empfehlen.

6.0 Einrichtung

Im vorderen Teil der Kajüte sind die Kojen bzw. Sitze vorgesehen. Der erhöhte gemütliche Sitzraum bietet Platz für 4-6 Personen. Man kann kann im Sitzen bequem aus dem Fenster sehen. Wird der Bootstisch ins Kockpit gestellt, kann aus den Sitzen durch Zwischenlegen der Rückenpolster eine Liegefläche für 2-3 Personen hergestellt werden. Stauraum unter den Sitzen, rundumlaufende Ablagen und ein Schrank im Vorpiek sichern eine völlige Ausnutzung des Innerraumes.

Im achteren Teil der Kajüte sind ein großer Kleiderschrank, ein halbhoher Wäscheschrank, der sich für das Aufstellen eines Kofferfernsehers eignet und die Pantry vorhanden. Die Pantry ist mit einem Spirituskocher und einer PVC-Abwaschschüssel ausgestattet. Schubkästen, Hängeschrank und Schrankraum sorgen für alle Belange der Bordfrau. Der Trittkasten kann für Vorräte genutzt werden und auch ein Abfalleimer ist unter dem Fußboden eingebaut.

Das Kockpit wird von vorn durch einen Ruderstand mit Hardtopklappverdeck (Typ Spreestern-S) oder einer Windschutzscheibe mit Verdeck (Typ Spreestern-SL) geschützt. Die eine Variante bietet eine solide Überdachung des Kockpits, um es voll als Aufenthaltsraum nutzen zu können; die andere Variante sieht sportlicher aus und bietet mehr Luft und Sonne bei schönem Wetter.

Das Ruderpult ist BB angeordnet, es enthält alle Bedien- und Kontrollinstrumente zum Führen des Bootes. StB ist die Niedergangsluke. Der Faltdeckel bildet zusammen mit
einem Ablagefach eine ebene Fläche für Karten o.ä.

Die Steuermannsbank bietet Platz für 2 Personen. Sie lässt sich in 2 Stellungen benutzen. Nach unten geklappt bildet sie einen vis-a-vis Sitz zur achteren Bank. Eine gemütliche Runde, wenn der Bootstisch aus der Kajüte geholt wird. Die achtere Bank lässt sich ausziehen und wird zur Liegefläche für 2 Personen. Stauräume unter Kockpit- und Seitendeck lassen auch hier keinen Platz ungenutzt.

7.0 Maschinenanlagen

Als Antriebsmaschine ist der Wartburg-Motor vorgesehen. Er erhält ein Lunze-Wendegetriebe mit einer Untersetzung 2:1. Der Motor ist mit wassergekühltem Krümmer, Wasserpumpe und elastischer Spezialaufhängung völlig für den Bootsbetrieb umgebaut. Durch Aufhängung und Schallisolierung wird für optimale Geräuschdämmung gesorgt. Die E-Anlage hat eine Betriebsspannung von 12 V.

Die Kraftstofftanks sind seitlich im Motorenraum untergebracht. Sie sind feuerfest abgeschottet und dicht eingeschweißte Fundamente garantieren, dass im Falle einer
Leckage kein Kraftstoff in die Bilge unter den Motor lauten kann.

Als zusätzliche Sicherungsmaßnahme wird der feste Einbau eines CO2-Löschers, der von außen bedient werden kann, im Motorenraum empfohlen. Die Be- und Entlüftung von Motor- und Brennstoffraum erfolgt durch Lufthutzen und Luftschachte.

Das Ruder wird in einem Koker gefahren. Über einen Ruderquadranten läuft die Reepleitung aus feuerverzinktem, flexiblem Stahlseil über Umlenkrollen zum Ruderpult.

8.0 Ausrüstung

1 Anker 12 kg
1 Anker- und Schlepptrosse, Perlon 12 Ø, 25 m lang
4 Festmacher, Perlon 12 Ø je 4 m lang
4 Fender Ø 150 x 350
1 Bootshaken Ø 32, 2,5 m lang
1 Flaggenstock Ø 30, 1,0 m lang
1 Staatsflagge 40 x 60 cm
1 Verbandskasten
1 Feuerlöscher
1 Werkzeugtasche
1 Satz Reserveteile (Keilriemen, Gummirad f. Pumpe, Zündkerzen,
Zylinderkopfdichtung u.ä.)

Zusätzlich für Seewasserstraßen
1 Wurfleine Ø 6, 25 m lang
1 Lenzpumpe
1 Nebelhorn
4 Schwimmwesten (1 Stck. pro Person)
1 Schiffsglocke
1 Kompass

Daten – im Detail:

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Mein Name ist Detlev Pickert, geboren 1957 in Berlin-Zehlendorf. Einen Teil meiner Jugend verbrachte ich im Schwarzwald und schloss dort meine Lehre als Zimmermann mit einer Gesellenprüfung ab. Nach meiner Rückkehr nach Berlin begann ich in der IT-Branche zu arbeiten; damals gab es in Deutschland noch keine PCs. Mein erster Job war am Großkauf am Saatwinkler Damm; dahinter befand sich König-Motorenbau. In meiner Freizeit beobachtete ich Dieter König und seine Mitarbeiter bei ihren Testfahrten. Das Geschehen faszinierte mich sehr. Nach einem Umzug in den südöstlichen Teil Berlins absolvierte ich 2002 den Bootsführerschein und mein erstes Boot war eine Plaue. Mich interessierte schon immer, wer diese wunderbaren Fahrzeuge konstruiert und gebaut hat, wodurch meine Recherchetätigkeit begann, die mich bis heute nicht losgelassen hat. Hunderte von Interviews mit alten Bootsbauern, Werftbesitzern und Motorenschlossern sowie Recherchen in Bibliotheken, Büchern und Magazinen haben ein umfangreiches Wissen angesammelt. Nach einer Pause von etwa zehn Jahren wird nun sukzessive viel dieses Wissens auf dieser Plattform veröffentlicht. Keine Geschichte ist abgeschlossen, da täglich neue Informationen hinzukommen. Ich habe weder Germanistik noch Journalismus studiert; ich schreibe einfach so, wie mir meine Gedanken kommen. Wer sich daran stört, findet sicherlich andere Seiten, auf denen er sich wohler fühlt.