Wochenend-Motorjacht BW

Segler haben im allgemeinen etwas gegen die „Motorkutscherei‘, was aber nicht ausschließt, dass auch sie ab und zu zum „Brummtriesel" greifen. Skipper, die Umsteigen und das ruhigere Leben auf einer Motorjacht dem riskanteren Segeln vorzogen, soll es auch geben. Die Interessen und das sogenannte befriedigende Lebensgefühl sind nun einmal verschieden, und da wir aus Kreisen der Motorjacht-Skipper immer wieder Zuschriften erhielten, auch ihr Metier einmal zu berücksichtigen, wollen wir heute ein vom Konstrukteur Manfred Ernst aus Berlin-Grünau entwickeltes Vorderkajütboot (Typ „BW“) vorstellen.

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01. Allgemeines

Das Boot ist als Wochenendboot für 2 bis 3 Personen gedacht, mit dem man selbstverständlich auch ausgedehnte Urlaubsfahrten auf unseren schönen heimatlichen Gewässern, eingeschlossen Haff und Achterwasser unternehmen kann. Besondere Merkmale sollen rentable Marschfahrt bei etwa 40prozentiger Motorenleistung und gute Fahreigenschaften selbst bei rauem Wasser sein.

02. Hauptabmessungen

Länge6,20 m
Breite2,10 m
Tiefgang0,30 m
Gewicht
Motor - Wartburg45 PS
Getriebe - Lunzei = 2:1
Geschwindigkeit
Marschfahrt
Brennstoff95 l
Aktionsradius
Schlafplätze2-3
Personenzahl max.
KonstrukteurManfred Ernst -
Werft Bootswerft Jahn
Eigenbau

03. Bauausführung

Der Bootskörper kann in Leistenbauweise oder aus Sperrholz hergestellt werden. Da sich diese Konstruktion auch für den Selbstbau eignet, wird für Amateurbootsbauer, die die Leistenbauweise vorziehen, auf Wunsch eine Bauanleitung für diese spezielle Bauweise mitgeliefert.

Für den Werftbau sind vorgesehen: Körper in Mahagoniholz in Leistenbauweise, Verbände des Rumpfes aus Eichenholz, Aufbau Seltenwände und Plichtsüll aus Mahagoni, Hauptdeck und Kajütdach aus Sperrholz mit GFR-Beschichtung, Einbauteile und Fußböden aus Sperrholz bzw. Tischlerplatten. Alle Beschläge bestehen aus eloxiertem Leichtmetall.

04. Einrichtung

Der Niedergang zur Kajüte ist an der Steuerbordseite angeordnet. Treten wir ein, befindet sich gleich rechts die Pantry mit dem Kocherfach. Der Smut kann also windgeschützt Schnitzel braten und Kartoffeln kochen. Dicht am Eingang zieht der Wrasen schnell ab. Außerdem sorgen zwei Lüfterrosetten für eine Dauerbelüftung der Kajüte, und wer noch mehr kühlen Ozon wünscht, braucht nur die großen Schiebefenster zu öffnen. Unter dem Kocherfach bieten ein Schubfach und Schrank Unterbringungsmöglichkeiten für Geschirr und sonstige Gebrauchsgegenstände.

Links finden wir einen geräumigen Kleiderschrank mit Wäschefächern. Ein Blickfang ist die hufeisenförmige Polsterbank, die den restlichen Teil der Kajüte einnimmt. Der dazwischen gestellte Tisch vervollständigt die anheimelnde Wohnlichkeit. Zur Nacht lässt sich die Tischplatte als Kojen-Zwischenlegeteil verwenden. Die ganze Breite des inneren Vorschiffes  ist damit eine einzige gepolsterte Koje, in der Liegefläche 2 bis 3 Personen Platz bietend. Alles in allem eine glückliche und restlose Ausnutzung des Kajütraumes.

Das Kockpit ist sehr geräumig gehalten, denn schließlich und letzten Endes wollen Wassersportier das Wochenende ja nicht in der Kajüte verbringen, sondern sich frische Luft um die Nase wehen lassen. Für den Skipper ist backbords das Steuerpult angebracht. Um das recht hochbordige Schiff mit seinen Aufbauten überblicken zu können, hat der Konstrukteur für den Skipper den kombinierten Boots- und Steuermannssitz (Patent M. E.) aufgestellt. Dieser Stuhl ist eine Besonderheit, er lässt sich mit einem Griff und Dreh nach hintenüber auf die normale Sitzhöhe eines Stuhles am Kaffeetisch in der Kajüte absenken.  (EVP etwa 300 Mark).

Unter dem Plichtboden befinden sich vorn der Motor, achterlich Stauraum und unter der Polsterbank am Heck Tank, Akku und Werkzeugkasten. Seitlich bestehen Ablagen für Paddel, Bootshaken und Fender. Eine Leiter macht das Einsteigen bequemer. Regnet es, lässt sich das gesamte Kockpit durch ein Klappverdeck verschließen.

05. Maschinenanlage

Nun das Wichtigste, von dem ein Motor-Skipper auf Gedeih und Verderb abhängig ist: Die Maschinenanlage. Die Konstruktion, entsprechend den Vorschriften der Sportbootanordnung sieht wahlweise einen Wartburg- oder P-70 Motor vor. Wer die Möglichkeit hat, kann auch einen 12- bis 50-PS-Außenbordmotor anhängen, die konstruktiven Voraussetzungen sind gegeben. Da auf dem Produktionsprogramm unserer heimischen Motoren-Industrie derartige Typen aber noch nicht stehen, ist es müßig, diese Variante näher zu beleuchten.

Der Einbaumotor mit angeflanschtem Bootswendegetriebe ist selbstverständlich elastisch gelagert und mit einer wirksamen Schallisolierung versehen. Der Brennstoffbehälter fasst 95 l. Die Belüftung des Motorenraumes erfolgt durch seitliche Hutzen und Luftschächte, die Entlüftung durch zwei Metallschläuche mit 80 mm Durchmesser, die zum Spiegel führen. Die E-Anlage hat eine Spannung von 12 v. Die Lichtmaschine speist einen Akku von 84 Ah. Außer den für die Kontrolle des Motors notwendigen Instrumenten, werden 4 Positionslampen, 1 Horn und 2 Steckdosen installiert.

06. Ausrüstung

Zur Ausrüstung (Binnenfahrt) gehören:

4 Festmacher (Lanon) 14 Ø, 4 m lang
4 Fender
1 Bootshaken
1 großes Paddel
1 Verbandskasten
1 Feuerlöscher
1 Werkzeugtasche mit Werkzeug
1 Anker 5 Kg
1 Ankertrosse (Lanon) 10 Ø, 25 m lang

07. Generalplan

Typ BW Holz Werft Bootswerft Jahn Konstrukteur Manfred Ernst
Typ BW Holz Werft Bootswerft Jahn Konstrukteur Manfred Ernst

Auf dem Foto hier ist der umklappbare Stuhl, ein Patent von Manfred Ernst, sehr gut zu erkennen. Die Qualität des Fotos bitten wir zu entschuldigen.

Typ BW Holz - hier ist der patentierte Steuersitz abgebildet
Typ BW Holz – hier ist der patentierte Steuersitz abgebildet

Daten – im Detail:

 

BW-Plast-Boote - Stefan Schober
BW-Plast-Boote – Stefan Schober

Gerne möchten wir auch auf eine Seite von Stefan Schober aufmerksam machen, auf der er die Geschichte der BW und seine BW – Plast vorstellt.


 

Hier zeigen wir ein paar Bilder von einem Boot, welches im Jahre 2010 auf der bekannten Versteigerungsplattform angeboten wurde. Leider wissen wir nicht mehr, wer der Verkäufer war. Das Boot hatte den Standort in Luckau. Wir respektieren auf jeden Fall das Copyright der Bilder, welches bei dem Verkäufer liegt.

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Mein Name ist Detlev Pickert, geboren 1957 in Berlin-Zehlendorf. Einen Teil meiner Jugend verbrachte ich im Schwarzwald und schloss dort meine Lehre als Zimmermann mit einer Gesellenprüfung ab. Nach meiner Rückkehr nach Berlin begann ich in der IT-Branche zu arbeiten; damals gab es in Deutschland noch keine PCs. Mein erster Job war am Großkauf am Saatwinkler Damm; dahinter befand sich König-Motorenbau. In meiner Freizeit beobachtete ich Dieter König und seine Mitarbeiter bei ihren Testfahrten. Das Geschehen faszinierte mich sehr. Nach einem Umzug in den südöstlichen Teil Berlins absolvierte ich 2002 den Bootsführerschein und mein erstes Boot war eine Plaue. Mich interessierte schon immer, wer diese wunderbaren Fahrzeuge konstruiert und gebaut hat, wodurch meine Recherchetätigkeit begann, die mich bis heute nicht losgelassen hat. Hunderte von Interviews mit alten Bootsbauern, Werftbesitzern und Motorenschlossern sowie Recherchen in Bibliotheken, Büchern und Magazinen haben ein umfangreiches Wissen angesammelt. Nach einer Pause von etwa zehn Jahren wird nun sukzessive viel dieses Wissens auf dieser Plattform veröffentlicht. Keine Geschichte ist abgeschlossen, da täglich neue Informationen hinzukommen. Ich habe weder Germanistik noch Journalismus studiert; ich schreibe einfach so, wie mir meine Gedanken kommen. Wer sich daran stört, findet sicherlich andere Seiten, auf denen er sich wohler fühlt.