Fahrgastschiff MS „Bad Kösen“

Das Fahrgastschiff MS "Bad Kösen" wurde für die Berufsschifffahrt der Saale Schifffahrt Bad Kösen in Auftrag gegeben. Manfred Ernst hat dieses Fahrgastschiff gezeichnet. Gebaut wurde es in der VEB Schiffsreparaturwerft Aken/Elbe. Das Schiff ist noch heute im Einsatz und bietet Platz für 100 Personen, davon sind 20 Stehplätze vorhanden. Ursprünglich wurde das Schiff mit einem Cunewalde Motor ausgeliefert. Der Eigner hat das Schiff im Jahre 2023 auf Elektrobetrieb umrüsten lassen. 

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01. Allgemeines

Das 17 m Fahrgastschiff ist eine spezielle Entwicklung für den Einsatz auf sehr flachen Gewässern. Mit geringer Motorleistung sollen bis zu 100 Personen über kurze Strecken befördert werden.

02. Verwendungszweck

Das 17 m Fahrgastschiff soll für den Fährbetrieb zwischen Bad Kosen und der Rudelsburg auf der Saale eingesetzt werden. Das Schiff dient der Naherholung, der Einsatz erfolgt in den wärmeren Jahreszeiten. Die Innenräume sind beheizbar. In den Wintermonaten wird das Schiff aufgeslipt.

3.0 Daten – zusammengefasst

Länge OA17,00 m
Länge, KWL15,90 m
Breite, OA3,80 m
Breite, KWL3,30 m
Tiefgang, leer0,35 m
Tiefgang beladen0,52 m
Deplacement, max.18 m³
Personenzahl, max.100
Stehplätze20
Sitzplätze80
HauptmaschineCunewalde 4 VD 8,8/8,5 SRF
Leistung32 kW
WendegetriebeGotha WWU 16 1=2,5
Geschwindigkeit10-12- km/h
Klasse / FahrbereichDSRK KM VI Fahrgastschiff,
Saale / Bad Kösen
KonstrukteurManfred Ernst - Feb. 1985
Konstruktionsbüro Ernst - Berlin
WerftVEB Schiffsreparaturwerkstatt Aken/Elbe
AuftraggeberSaaleschifffahrt Bad Kösen

04. Bauausführung

Das Fahrgastschiff wird unter Aufsicht und mit Abnahme der DSRK gebaut und erhält die Klasse DSRK KM VI Fahrgastschiff, Saale / Bad Kosen

Der Bootskörper, das Hauptdeck und der Aufbau sind aus Stahl – St 38 u-2 – voll elektrisch geschweißt hergestellt. Das Achterpiek, in dem die Motorenanlage untergebracht ist, und das Vorpiek sind durch dichte Stahlschotte abgeschottet. Als oberer Abschluss der Außenhaut ist ein Stahlrohr vorgesehen, das mit dem Hauptdeck verschweißt ist.
Der Aufbau hat große Fenster, die in Gummiprofilen gehalten werden. Zur Belüftung lassen sich 10 Fenster öffnen, der Einstieg in das Schiff erfolgt durch Schiebetüren.
Der Fußboden ist aus Holz mit Linoleum belegt. Die Sitze im Innenraum haben Kunstlederpolster, im offenen Achterschiff sind die Sitzbänke aus Holz. Die Niedergänge, Trennwände und Wegerungen sind aus Holz und Sprelacart.
Alle Stahlteile sind entzundert und entrostet. Die Konservierung erfolgt mit TE-, PC- und Alcydharzfarben.

5.0 Maschinenanlage

Als Hauptmaschine ist ein Dieselmotor 4 VD 8,8/8,5-2 SRF des VEB Dieselmotorenwerk Cunewalde eingebaut. Er ist auf eine Leistung von 32 kW bei 50 Umdr./s eingestellt.
Ein mechanisches Schiffswendegetriebe Typ WWU 16, i=2,5 vom VEB Getriebewerk Gotha ist angeflanscht. Das Aggregat ist schwingelastisch gelagert.
Für eine optimale Bekämpfung der Lärm- und Schwingungsimmission ist Sorge getragen.
Durch die achtere Anordnung der Motorenanlage ist besonders für den Schiffsführer mit einer minimalen Geräuschbelästigung zu rechnen.
Um den geforderten Tiefgang (0,55 m) zu ermöglichen, arbeitet der Propeller in einem Tunnel als Zugpropeller, d.h. er wird von achtern angetrieben. Die Doppelruderanlage ist extrem flach gehalten und hat Ruderhacken.

6.0 E-Anlage

Die E-Anlage hat 2 Spannungsebenen mit folgenden Energiequellen:
– 24 V Netz mit Lichtmaschine 750 W
– 12 V Netz mit Lichtmaschine 500 W
– Batteriesätze 24 V/ 180 Ah und 12 V / 135 Ah

7.0 Einrichtung

Das 17 m Fahrgastschiff ist ein flaches Schiff mit durchgehenden Fußböden, d.h. die Unterbringung von Schiffsführer und Fahrgästen erfolgt in einer Ebene. Das Vorpiek wird als Stauraum, das Achterpiek als Motorenraum genutzt. Die beiderseitigen Niedergänge im vorderen Drittel des Aufbaues und die Trennwand zum offenen Achterteil des Fahrgastraumes teilen den Gesamtraum in Abteilungen. Vorn sind der Sitz mit Ruderpult für den Schiffsführer und 2 Längsbänke angeordnet.
Im Mittelteil gibt es querstehende Sitzbänke, im offenen achteren Teil seitliche Längsbänke, sowie eine Längsbank mittschiffs über dem Wellentunnel.
Die vorderen Abteilungen sind ringsum verglast, die achtere Abteilung hat ein Spriegelverdeck mit feststehenden Rohrrahmen, die Planstoffteile lassen sich abnehmen.
Als Heizung können bei laufendem Motor 8 Plattenheizkörper betrieben werden.

08. Ausrüstung und Inventar

1 Buganker mit Halterung
1 Ankerkette
1 Bugklüse
1 Schleppoller
6 Festmacherpoller
4 Anlegemagneten
1 Schlepptrosse
4 Festmacher
4 Heißösen
2 Rettungsringe
1 Wurfleine
2 Feuerlöscher
1 Verbandskasten
1 Bootshaken, als Peilstab markiert
1 Standerstock (vorn)
1 Flaggenstock (achtern)
1 Spriegelverdeck, komplett
5 Positionslaternen
1 Signalhorn
1 Scheinwerfer
8 Plattenheizkörper
2 Entfrostergebläse
3 Scheibenwischer
1 Radio A 300 / 12 V
1 Ela-Kleinzentrale / 24 V
1 Kompl. Innenbeleuchtung
1 Kompl. Außenbeleuchtung
1 Staatsflagge
Div. Kleininventar
Ersatz- und Reserveteile

Daten – im Detail:

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Mein Name ist Detlev Pickert, geboren 1957 in Berlin-Zehlendorf. Einen Teil meiner Jugend verbrachte ich im Schwarzwald und schloss dort meine Lehre als Zimmermann mit einer Gesellenprüfung ab. Nach meiner Rückkehr nach Berlin begann ich in der IT-Branche zu arbeiten; damals gab es in Deutschland noch keine PCs. Mein erster Job war am Großkauf am Saatwinkler Damm; dahinter befand sich König-Motorenbau. In meiner Freizeit beobachtete ich Dieter König und seine Mitarbeiter bei ihren Testfahrten. Das Geschehen faszinierte mich sehr. Nach einem Umzug in den südöstlichen Teil Berlins absolvierte ich 2002 den Bootsführerschein und mein erstes Boot war eine Plaue. Mich interessierte schon immer, wer diese wunderbaren Fahrzeuge konstruiert und gebaut hat, wodurch meine Recherchetätigkeit begann, die mich bis heute nicht losgelassen hat. Hunderte von Interviews mit alten Bootsbauern, Werftbesitzern und Motorenschlossern sowie Recherchen in Bibliotheken, Büchern und Magazinen haben ein umfangreiches Wissen angesammelt. Nach einer Pause von etwa zehn Jahren wird nun sukzessive viel dieses Wissens auf dieser Plattform veröffentlicht. Keine Geschichte ist abgeschlossen, da täglich neue Informationen hinzukommen. Ich habe weder Germanistik noch Journalismus studiert; ich schreibe einfach so, wie mir meine Gedanken kommen. Wer sich daran stört, findet sicherlich andere Seiten, auf denen er sich wohler fühlt.