Bootswerft Wilhelm Deutsch

Wilhelm Deutsch gründete im Alter von 23 Jahren seine eigene Bootswerft auf der er Segel-, Motor- und Ruderboote baute. Deutsch gehörte zusammen mit Rettig und Praetzel zu den Pionieren des organisierten Rudersportes. In seiner Werft wurden nicht nur Boote gebaut, sondern sie diente auch als Unterkunft der Boote vieler Vereine bis diese ein eigenes Bootshaus ihr Eigen nennen konnten. Als vom Gericht bestellter Sachverständiger war seine Erfahrung stets gefragt.

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Wilhelm Deutsch wurde am 19. November 1862 in Kalkberge-Rüdersdorf in der Mark (heute Landkreis Oder-Spree) geboren. Nach seiner Schulzeit begann er seine Lehre bei einem Schiffbauer (Werft nicht bekannt). Von seinem 19. Lebensjahr an arbeitet er beim Schiffs- und Bootsbauer Wagner in Rummelsburg. Im Jahre 1885, im Alter von 23 Jahren, gründete Deutsch eine eigene Bootswerft in Berlin, Stralauer Allee 13, auf der er Segel-, Motor- und Ruderboote baute. Nebenan, Stralauer Allee 12, befand sich die Bootswerft von Wilhelm Rettig. Außer diesen beiden Bootswerften bestand damals noch die Bootswerft von Winser in Cöpenick, die nach dessen Tode von Perdeß weitergeführt und erworben wurde, sowie die Bootswerft von Richard Otto in Stralau.

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Im Jahre 1878 übernahm Wilhelm Rettig die Bootswerft des Engländers George Tarryer, die er 1884 an den Bootsbauer Phahler verkaufte. Von diesem übernahm sie im Jahr 1890 Wilhelm Deutsch, der sie zunächst mit dem Bootsbauer Otto zusammen leitete, vom Jahre 1891 an jedoch allein unter der Firma Wilhelm Rettig weiterführte. Deutsch brachte die Werft, nachdem er bald darauf auf sein eigenes Grundstück, Tunnelstr. 38, übergesiedelt war, zu hoher Blüte. Nebenbei war Deutsch mehr als 34 Jahre lang gerichtlicher Sachverständiger für den Ruderbootsbau.

Lange vor dem ersten Weltkrieg lieferte Deutsch, dessen Werft an Leistungsfähigkeit schon damals die englischen Bootswerften übertraf, zahlreiche Boote ins Ausland, sogar nach Amerika und Afrika.

Die Werft von W. Deutsch, die nach seinem Tode von seinem Sohn Georg Deutsch, der ein würdiger Nachfolger seines Vaters geworden war, in alter bewährter Weise weitergeführt wurde, beschäftigte zu diesem Zeitpunkt 63 Mann. Die in diesem Text verwendeten Bilder zeigen nur einige der Gebäude der Werft und lassen die Größe des Unternehmens erkennen. Allein der Erweiterungsbau, der noch Ende 1926 fertiggestellt wurde, hatte eine Länge von 32 m und eine Breite von 20m. Er diente in den oberen Räumen den Bau von Rennbooten, die unteren Räume dienten als Lagerraum für fertiggestellte Boote und als Holzlager. Der Vorbau war dazu bestimmt, in seinen unteren Räumen eine neue, mit allen Errungenschaften eines neuzeitlichen Betriebes versehende eigene Schlosserei aufzunehmen. In den oberen Räumen des Vorbaus waren Büroräume untergebracht.

Mit der Geschichte der Bootswerft Wilhelm Deutsch ist übrigens auch die Geschichte vieler Berliner Ruder-Vereine eng verbunden, denen Deutsch in den ausgedehnten Baulichkeiten seiner Werft Unterkunft für ihre Boote gewährte, bis diese Vereine in der Lage waren, sich ein eigenes Bootshaus zu erstellen. Darunter befand sich mancher Verein, der später ein stattliches Bootshaus sein eigen nennt.

Wilhelm Deutsch verstarb im September 1926 und sein Sohn Georg, der die Werft erfolgreich weiter führte, wurde auf Grund seiner Fachkenntnisse zum „öffentlich gewerblichen Sachverständigen“ ernannt.


Die Qualität der Bilder bitten wir zu entschuldigen.
Berlin im April 2013 (dp)
Herzlichen Dank an Detlef H. für die Hinweise  und Bilder.

Die Biographie wird zu einem späteren Zeitpunkt vervollständigt.

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Mein Name ist Detlev Pickert, geboren 1957 in Berlin-Zehlendorf und der webmaster dieser Plattform. Durch meine Tätigkeit im Großkauf am Saatwinkler Damm Ende der 1970-er verbrachte ich sehr viel Zeit mit der Beobachtung der Testfahrten von Dieter König und seinem Team am Saatwinkler Damm. Von Anfang an war die Geschichte der Boote etwas, das mich faszinierte. Es ist die Geschichte oder Provenienz, wie es heute genannt wird, die uns erzählt, was das Boot durchgemacht hat, wem es gehörte und wie es einst entstanden ist. Das war für mich der Beginn, dieses erstaunliche kulturelle Erbe zu dokumentieren und festzuhalten. Durch hunderte von Interviews mit alten Bootsbauern, Werftbesitzern und Motorenschlossern sowie Recherchen in Bibliotheken, Büchern und Magazinen hat sich ein umfangreiches Wissen angesammelt. Nach einer Pause von etwa zehn Jahren wird nun sukzessive dieses Wissen auf dieser Plattform veröffentlicht. Keine Geschichte ist abgeschlossen, da täglich neue Informationen hinzukommen. Ich habe weder Germanistik noch Journalismus studiert; ich schreibe einfach so, wie mir meine Gedanken kommen. Wer sich daran stört, findet sicherlich andere Seiten, auf denen er sich wohler fühlt. Wer sich an meiner Arbeit erfreut, darf gerne über den Spendenknopf einen Kaffee ausgeben. Ich danke für Eure Unterstützung.