Libella Motorboote-Werft

Die Libella Motorboote-Werft wurde 1960 von den Brüdern Ernst und Josef Schreyögg in Ollarzried gegründet. Sie revolutionierten den Bootsbau durch den Einsatz von glasfaserverstärktem Kunststoff (GFK), der leicht und stabil ist. Die Werft erlangte schnell einen hervorragenden Ruf durch ihre modernen Konstruktionen und hochwertigen Materialien. Besonders bemerkenswert war die Entscheidung, ihre Boote mit BMW-, VW- und Porsche-Motoren auszustatten, was ihnen außergewöhnliche Fahreigenschaften und Laufruhe verlieh.

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Die Anfänge der Libella Motorboote-Werft

In den späten 1950er Jahren begann eine neue Ära im Bootsbau. Der Einsatz von glasfaserverstärktem Kunststoff (GFK) revolutionierte die Branche. GfK ist verglichen mit anderen Bootsmaterialien sehr leicht und weist deshalb eine geringere Verdrängung auf. Das Verbundmaterial ist stabil und elastisch und somit perfekt für den Rumpfbau geeignet. Die Brüder Ernst und Josef Schreyögg erkannten das Potenzial dieser neuen Materialien und gründeten 1960 die Libella-Motorboote-Werft in Ollarzried.

Ernst Schreyögg übernahm die technische Leitung, während Josef sich um das Management, Marketing, die Organisation sowie den Vertrieb kümmerte. Gemeinsam legten sie den Grundstein für ein Unternehmen, das bald große Aufmerksamkeit auf sich ziehen sollte.

Libella - Werbung 1961
Libella – Werbung 1961

Der Aufstieg der Libella-Boote

Die Libella-Boote zeichneten sich durch moderne Konstruktion und hochwertige Materialien aus, was ihnen schnell einen hervorragenden Ruf in Deutschland und den westlichen europäischen Ländern einbrachte. Die Verkaufszahlen stiegen rasant, und auf Messen wurden die Boote von Libella zu Publikumsmagneten. Mehr und mehr Bootshändler nahmen die Libella-Boote in ihr Produktportfolio auf.

Besonders bemerkenswert war die Entscheidung der Schreyöggs, die Bootstypen Robby und Princess mit marinisierte BMW-, VW- und Porsche-Motoren auszustatten. Diese Motoren verliehen den Booten nicht nur herausragende Fahreigenschaften, sondern sorgten auch für eine außergewöhnliche Laufruhe.

Der Erfolg blieb nicht aus: Die Zusammenarbeit mit der VW- und Porsche-Vertriebsorganisation in den USA führte zu zahlreichen Aufträgen, und Libella konnte erfolgreich in den amerikanischen Markt eintreten.

Neben den Motorbooten wurden auch Ruderboote und Jollen als Handelsware verkauft, was das Vertriebskonzept weiter abrundete.

Anfang der 1970-er entstand eine ganz neue Serie von Booten, die V-Serie. Hervorzuheben sind hier die Bootstypen V-15, V-17, V-21, V-23 und V-24 Diese Boote waren überwiegend mit Motoren von Volvo, BMW, MerCruiser oder OMC ausgestattet. Das größte Boot, Typ „Cabin Luxus 30 ft.“, uns liegt derzeit kein Foto vor, wurde von dem bekannten Bootskonstrukteur Winfried H. Wilke entworfen.

Innovation und Rückschläge

Libella - Iglu - als Strand - und Bootshaus
Libella – Iglu – als Strand – und Bootshaus
Libella - Iglu - als Strand - und Bootshaus - Grundriss
Libella – Iglu – als Strand – und Bootshaus – Grundriss

Ein weiteres Highlight der Libella-Werft war das innovative Iglu-Haus, das als Strand- und Bootshaus konzipiert war und Platz für zwei große Zimmer bot. Dieses kreative Produkt erregte viel Aufsehen und stellte die Vielseitigkeit des Unternehmens unter Beweis.

Allerdings brachte die Handwerkskunst auch Herausforderungen mit sich. 1975 stellte die Libella-Werft aufgrund des Billigimports amerikanischer Boote wie Glastron und Sea Ray die Eigenproduktion vollständig ein. Die Konkurrenz aus den USA machte es zunehmend schwierig, wettbewerbsfähige Preise zu halten, was auch den Export negativ beeinflusste.

Fokussierung auf den Handel

Von 1976 bis 1980 konzentrierte sich die Libella-Werft auf den Handel mit hochwertigen Bootsfabrikaten wie Riva, Chris Craft, Glastron und anderen renommierten Marken. Diese Phase erwies sich als äußerst erfolgreich, und der Betrieb war kontinuierlich gut ausgelastet.

Mit der gleichzeitigen Entwicklung einer weiteren Unternehmensdivision, die ebenfalls im Jahre 1961 gegründet wurde, der Fertighausproduktion „Libella-Fertighäuser„, verlagerte sich der Fokus des Unternehmens jedoch zunehmend. Am 31. Dezember 1980 wurde der Bootshandel eingestellt und die gesamte Produktion abverkauft.

1998 verkauften die Brüder Schreyögg schließlich die Unternehmensanteile an der Fertighausproduktion der Kampa AG.

Typenverzeichnis:

(klicken Sie hier für eine Zeichenerklärung):


Berlin im Jahr 2008:

Ganz herzlichen Dank an Josef Schreyögg, der uns in der Recherche sehr unterstützt hat und Informationen in Text und Bild zur Verfügung stellte. Wir freuen uns auf weitere Gespräche mit Ihnen.

Wir werten zur Zeit weitere Informationen aus, auf die wir während unserer neuen Recherchen gestoßen sind.


Wir finden im Netz häufiger den Hinweis, dass es eine Libella Robby-V15 gibt. Dies ist nicht korrekt. Die Robby und die V-15 sind unterschiedliche Bootstypen, Robby wurde in den 1960-er gebaut, die V-15 ab Anfang 1970-er.


Eine Bitte: Wer kann uns Original-Prospekte der Libella-Werft überlassen? Wir bitten für die teilweise schlechte Qualität der Bilder um Entschuldigung.


Libella Prinzessin - Eine Boot für einen Heiratsantrag
Libella Prinzessin – Eine Boot für einen Heiratsantrag

Wir möchten an dieser Stelle auf eine wunderbare Geschichte zur Restauration einer Libella „Prinzessin“ verweisen, die uns bei der Recherche regelrecht aufgefallen ist und die wir uns immer wieder gerne ansehen. Bitte schauen Sie selbst was Tanja und Frank über sich und Ihre Prinzessin zu berichten haben: Eine Libella- Prinzessin für einen Heiratsantrag

 


Vor vielen Jahren hat uns Marco Jonker vom Oldieboote Deutschland e.V. Bilder seiner frisch erworbenen Libella „Präsident“ übermittelt, der einer dringenden Überholung bedurfte. Vielleicht kann über diese Seite wieder der Kontakt zu ihm hergestellt werden, damit wir das Boot im restaurierten Zustand hier zeigen dürfen.

Hier die Bilder im unrestaurierten Zustand. Das Copyright der folgenden Bilder liegt beim Eigner. Es wartet(e) viel Arbeit auf Marco:


Wir haben eine Libella V-17 auf den Kleinanzeigen gefunden. Nach Rücksprache mit dem Eigner „Alex“ dürfen wir sein Boot hier präsentieren. Die Libella V-17 aus dem Jahre 1971 besitzt den ganzen Charme der 1970-er. Das umfangreiche Cockpit mit der umfangreichen Instrumentierung, der Orginal „MerCruiser“-Motor mit dem senkbaren Z-Getriebe, die damals gewählte Farbgestaltung und der großzügigen Raumaufteilung. Stilelemente der Bootsbeschläge, einfach nur gut anzusehen. Seht selbst…


Auf Youtube sind wir auf einen Beitrag von Kevin McLeod gestoßen, der hier seine Libella Möwe Super in GFK aus dem Jahre 1962 vorstellt. Wir sind der Auffassung, die  Präsentation seines Bootes hier hervorzuheben.


In einem sehr guten und fast authentischen Zustand finden wir auf der Seite „Classic Car Auctions“ eine Libella V-15 aus dem Jahr 1971 mit einem BMW Innenbordmotor der mit seinen 130 PS das Boot auf dem Wasser sehr flott antreibt. Ideal als Wasserski-Boot konzipiert, läuft es mit einer absoluten Ruhe und Gleichmäßigkeit. Mit freundlicher Genehmigung von Max van der Plujim, dürfen wir hier das Boot präsentieren. Alle weiteren Informationen finden Sie auf der Auctions-Seite.


Peter Stjärnebring aus Schweden hat ein Youtube-Video über die Restaurierung seiner Libella Princess Inbord bereitgestellt, auf das wir hier gerne verlinken möchten.

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Mein Name ist Detlev Pickert, geboren 1957 in Berlin-Zehlendorf und der webmaster dieser Plattform. Durch meine Tätigkeit im Großkauf am Saatwinkler Damm Ende der 1970-er verbrachte ich sehr viel Zeit mit der Beobachtung der Testfahrten von Dieter König und seinem Team am Saatwinkler Damm. Von Anfang an war die Geschichte der Boote etwas, das mich faszinierte. Es ist die Geschichte oder Provenienz, wie es heute genannt wird, die uns erzählt, was das Boot durchgemacht hat, wem es gehörte und wie es einst entstanden ist. Das war für mich der Beginn, dieses erstaunliche kulturelle Erbe zu dokumentieren und festzuhalten. Durch hunderte von Interviews mit alten Bootsbauern, Werftbesitzern und Motorenschlossern sowie Recherchen in Bibliotheken, Büchern und Magazinen hat sich ein umfangreiches Wissen angesammelt. Nach einer Pause von etwa zehn Jahren wird nun sukzessive dieses Wissen auf dieser Plattform veröffentlicht. Keine Geschichte ist abgeschlossen, da täglich neue Informationen hinzukommen. Ich habe weder Germanistik noch Journalismus studiert; ich schreibe einfach so, wie mir meine Gedanken kommen. Wer sich daran stört, findet sicherlich andere Seiten, auf denen er sich wohler fühlt. Wer sich an meiner Arbeit erfreut, darf gerne über den Spendenknopf einen Kaffee ausgeben. Ich danke für Eure Unterstützung.