Restaurierung eines Tourensport-Boot T4

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Die Entstehungsgeschichte dieses T4

Im Auftrag eines Bauunternehmers aus Königs Wusterhausen, der nach einem schnittigen  Sportboot suchte, hat der Konstrukteur Manfred Ernst auf Basis des „Treuholz-Bootes“, ein Riss seines Vaters Theodor Ernst, im Jahre 1968 das Tourensport-Boot T4 entworfen. Gebaut wurde dieses Boot in der Bootswerft Hellwig – Krüpelsee. Dieses Boot hat eine faszinierende Geschichte, die weit über seine Entstehung hinausgeht.

Zu Beginn der 1960er Jahre war es in vielen DDR-Werften üblich, dass der Kunde den Motor selbst beschaffte und dieser dann im Auftrag der Werft durch Fachunternehmer eingebaut wurde. So war es auch beim T4, der für einen Wartburg-Motor konstruiert wurde. Der Kunde wollte jedoch mit einem LADA-Motor fahren und brachte diesen selbst mit.

Um den LADA-Motor unterzubringen, musste das Heck des Bootes etwas höher gebaut  werden. Diese Bauartveränderung wurde dann bei weiteren T4-Booten mit 4-Takt-Motoren übernommen. Der Bootsbauer Günter Hellwig nahm eine weitere interessante Modifikation vor: Er versetzte die Lufthutzen auf den Motorklappen mittig, abweichend zum Original-Riss. Somit wurde die Begehbarkeit des Hecks für den Eigner deutlich erleichtert.

Der Besitzerwechsel und die Restauration

Mitte 2009 übernahm Heiko Dalmer das Boot in einem guten substanziellen Erhaltungszustand. Allerdings erwies sich der mittlerweile verbaute Renault DTN 50-Motor sowie das Getriebe als verschlissen. Eine umfassende Gesamtrestauration des gesamten Bootes stand an – und Heiko Dalmer machte sich an die Arbeit, das Boot wieder in seinen höchstmöglichen Originalzustand zu versetzen, jedoch mit neuester Technik.

Zustand des T4 zum Zeitpunkt der Übernahme:

Aufarbeitung von Deck und Schiffskörper

Zunächst wurde das gesamte Deck und der Schiffskörper komplett aufgearbeitet. Dafür wurde das Boot 8-fach mit Öllack lackiert – eine Technik, die zwar sehr zeitaufwendig ist, aber dem Boot eine besonders elastische und hochwertige Oberfläche verleiht.

Motorrevision und Umstellung auf elektrische Zündung

Der Motor wurde vollständig revidiert und auf eine elektrische Zündung umgestellt. Außerdem kam ein neues ZF-Getriebe zum Einsatz. Die gesamte Elektrik wurde erneuert und jedes Bauteil mit Sicherungen geschützt.

Verchromung und Sitzbank-Erneuerung

Alle Beschlagteile wie Hutzen, Scheibenrahmen, Klampen, Lampen, Motorrahmen und Augbolzen wurden hochglanzverchromt, um eine einheitliche und hochwertige Optik zu erzielen. Auch die vordere Sitzbank, die sich in der Praxis als unbequem erwies, wurde durch zwei Einzelsitze ersetzt. Neben all den technischen Arbeiten wurden auch alle Sattlerarbeiten für die Sitze, Hecksitzbank und die Herstellung eines Fahrverdecks in einheitlicher Optik beauftragt. Zudem wurde der Antifouling-Anstrich durch die 2-farbige Optik aufgewertet.

Instrumentierung und Kühlung

Da die Instrumente des vorherigen LADA-Motors nicht mehr verwendet werden konnten, wurden im Rahmen der Restaurierung neue Instrumente aus der gleichen Epoche wie das Boot verbaut. Diese wurden von einer VDO-Werkstatt restauriert. Die verbaute Staudruckmessung der Geschwindigkeit wurde zurückgebaut, ebenso wie die Staudruckkühlung, welche einen zu geringen Querschnitt für eine ausreichende Kühlung aufwies. Auch das Problem der unzureichenden Kühlung wurde durch den Einbau eines Wasserlöffels zeitgemäß gelöst.

Propeller-Optimierung

Da der ursprüngliche Propeller nicht optimal für Leistung und Laufkultur war, wurde nach langwieriger Berechnung von Spezialisten ein neuer Propeller aus den USA gefunden, der nun eine optimale Geschwindigkeit sicherstellt.

Das Ergebnis: Ein restaurierter Klassiker in neuem Glanz

Nach mehrjähriger akribischer Restaurationsarbeit erstrahlt das Tourensport-Boot T4 nun in neuem Glanz. Jedes Detail wurde mit Sorgfalt und Liebe zum Original wiederhergestellt – von der Lackierung über die Verchromung bis hin zur Motorrevision und Kühlung.

Der jetzige Besitzer Heiko Dalmer kann nun mit Stolz und Freude auf dem Wasser fahren und das Boot in seinem ursprünglichen Zustand genießen. Die Restauration des T4 ist nicht nur ein Akt der Bewahrung eines DDR-Bootsbau-Klassikers, sondern auch ein Beispiel dafür, wie man mit Leidenschaft und Detailversessenheit ein Stück Geschichte zum Leben erwecken kann. Dieser Beitrag zeigt, wie viel Liebe und Engagement in der Erhaltung historischer Boote stecken kann.

Mitwirkende

Folgende Betriebe wurden mit Teilaufgaben zum Refit beauftragt:

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Mein Name ist Detlev Pickert, geboren 1957 in Berlin-Zehlendorf. Einen Teil meiner Jugend verbrachte ich im Schwarzwald und schloss dort meine Lehre als Zimmermann mit einer Gesellenprüfung ab. Nach meiner Rückkehr nach Berlin begann ich in der IT-Branche zu arbeiten; damals gab es in Deutschland noch keine PCs. Mein erster Job war am Großkauf am Saatwinkler Damm; dahinter befand sich König-Motorenbau. In meiner Freizeit beobachtete ich Dieter König und seine Mitarbeiter bei ihren Testfahrten. Das Geschehen faszinierte mich sehr. Nach einem Umzug in den südöstlichen Teil Berlins absolvierte ich 2002 den Bootsführerschein und mein erstes Boot war eine Plaue. Mich interessierte schon immer, wer diese wunderbaren Fahrzeuge konstruiert und gebaut hat, wodurch meine Recherchetätigkeit begann, die mich bis heute nicht losgelassen hat. Hunderte von Interviews mit alten Bootsbauern, Werftbesitzern und Motorenschlossern sowie Recherchen in Bibliotheken, Büchern und Magazinen haben ein umfangreiches Wissen angesammelt. Nach einer Pause von etwa zehn Jahren wird nun sukzessive viel dieses Wissens auf dieser Plattform veröffentlicht. Keine Geschichte ist abgeschlossen, da täglich neue Informationen hinzukommen. Ich habe weder Germanistik noch Journalismus studiert; ich schreibe einfach so, wie mir meine Gedanken kommen. Wer sich daran stört, findet sicherlich andere Seiten, auf denen er sich wohler fühlt.