Hans Pfennig wurde am 3. August 1931 in Kalkberge/ Rüdersdorf geboren. Mit 7 Jahren, ein Jahr vor Beginn des zweiten Weltkrieges, wurde er in die Volksschule in Grünheide eingeschult. Dort lernte er acht Jahre. 1946, ein Jahr nach Beendigung des Krieges, suchte man in der damaligen sowjetischen Besatzungszone Schüler, die erfolgreich lernten, deren Eltern es sich aber nicht leisten konnten, ihre Kinder bis zum Abitur in die Schule zu schicken. Hans wurde ausgesucht und bestand auf Anhieb die Aufnahmeprüfung. Im Jahr 1946 begann seine Schulzeit in der Theodor- Fontane- Schule in Erkner. Diese war vor dem Krieg ein Lyzeum, eine höhere Schule für Mädchen. 1950 bestand er sein Abitur.
Schon während seiner Schulzeit hatte sein Vater, der Bootsbauer Paul Pfennig, darauf gedrungen, dass sein Sohn bei ihm in der Werkstatt mithilft, um die Holzbearbeitung zu erlernen. Zu dieser Zeit wurden noch keine Boote gebaut . Hans Pfennig arbeitete in seiner Freizeit immer fleißig mit und konnte so mit jedem Werkzeug und jedem Holzstück umgehen. Ab 1950 fing der Vater an, in seiner eigenen Werkstatt Boote zu bauen und weckte bei seinem Sohn das Interesse mitzumachen.
Grünheide liegt in einer wasserreichen Umgebung. Aus diesen Gründen lag es nahe, dass Hans sich für Boote interessierte und Schiffsbau studieren wollte. „Im so genannten Arbeiter-und- Bauern- Staat, der DDR ,war es jedoch nicht erwünscht, dass Kinder von selbständigen Unternehmern „Akademiker“ werden“, erinnert sich Pfennig. Alternativ dazu wollte er dann Journalist werden. „ Die politischen Verhältnisse zu dieser Zeit hätten es aber erforderlich gemacht, dass ich mich hätte verbiegen müssen“, schlussfolgert er. Daher nahm er Abstand von seinen Wünschen und konnte auf Grund seiner Vorkenntnisse in der Schiffswerft bei Willi Lehmann in Woltersdorf am Flakensee seine Lehre beginnen. Eigentlich sollte er nur ein Jahr lernen, die Prüfung war aber erst nach eineinhalb Jahren. Hans Pfennig bestand am 08.03.1952 seine Gesellenprüfung (Facharbeiterprüfung). Sein Gesellenstück war ein halber „Drachen“. Der Prüfungsausschussvorsitzende, Herr Kuhlbrodt, hatte Zweifel , dass Hans Pfennig das Gesellenstück alleine gefertigt hatte, musste sich aber überzeugen lassen.
Noch während dieser Zeit verließ sein Lehrmeister auf Grund von politischen Repressalien sein Land und ging in die Schweiz. Er sollte 80 000 Mark, für damalige Verhältnisse in der DDR eine sehr hohe Summe, als fiktive Steuersumme zahlen. Dazu war er nicht in der Lage. Deshalb ging er. Seine Firma wurde stillgelegt. Hans Pfennig trat eine neue Beschäftigung in der Bootswerft Priebe, vormals Perlitz, in Fangschleuse an, wo er ca. 1,5 Jahre arbeitete. In dieser Zeit warben Vertreter der DDR um Willi Lehmann . Er sollte wieder zurückkommen und man versprach ihm „goldene Berge“. Willi Lehmann ließ sich „breitschlagen“ und ging auf das Angebot ein. Er durfte an alter Stätte seinen Betrieb weiterführen. Man kannte seine Qualitäten. Hans Pfennig wurde wieder eingestellt und arbeitete dort noch weitere drei Jahre. Bei Willi Lehmann wurden R-Yachten, Drachen und Motorboote (T4 nach einem Ernst-Riss und nach eigenen Entwürfen) gebaut. Er brachte neue Ideen aus der Schweiz mit, konstruierte eigene Schiffe und so entstanden hochmoderne Motorboote. Die Boote hatten Ähnlichkeit mit den Bösch-Booten, abgerundete Spiegelformen und alle Boote hatten ein Stabdeck. Für die hellen Streifen wurde weißes T-Profil-Gummi verwendet. Die Verarbeitung war sehr aufwendig.
Während der Begutachtung von Paul Pfennigs Meisterstück durch den damaligen Prüfungsaus-schussvorsitzenden legte dieser dem Sohn Hans Pfennig nahe, ebenfalls die Meisterprüfung abzulegen. Hans Pfennig fand diese Idee sehr gut und bewarb sich bei der Innung zur Zulassung und erhielt diese auch. Er konstruierte ebenfalls ein Motorboot und baute dieses selbständig in der Werkstatt seines Vaters. Die Arbeiten führte Hans Pfennig in seiner Freizeit durch, da er noch bei Willi Lehmann angestellt war. Den theoretischen Meisterlehrgang besuchte er nicht. Er bereitete sich autodidaktisch vor und wurde zur mündlichen Prüfung vorgeladen. Man befragte ihn im Bereich Rechtskunde zum Problem, was er machen würde, wenn ein Kunde nicht bezahlt? Er antwortete nur: „Dann nehme ich mir einen Anwalt“, das war in diesem Land leider die falsche Antwort. Das Meisterstück wurde von Franz Pfennig (nicht verwandt) mit der Note 1-2 bewertet und abgenommen. Einer der Beisitzer, Herr Wilhelm Görrissen oder Herr Albert Ludwig, hatte jedoch Bedenken, dass aus Opportunitätsgründen ein gutes Zeugnis ausgestellt wurde. Daher kam eines Tages der Ausschussvorsitzende Herr Helmholz mit seinem Leichtmotorrad aus Potsdam vorbei. Hans Pfennig erinnert sich: „Wir sind dann mit einer Taschenlampe in den Schuppen gegangen, es war schon dunkel und Strom gab es in dem Schuppen noch nicht“. Helmholz war mit der Meisterarbeit sehr zufrieden. Er übernachtete noch im Haus der Pfennigs. Hans ging morgens wie gewohnt zur Arbeit. Er erfuhr erst später, dass der Ausschussvorsitzende am Vormittag noch einmal in der Werkstatt war und sich das Boot sehr genau ansah. Herr Helmholz erteilte Hans Pfennig für sein Meisterstück die Note 1.
Hans Pfennig bestand somit am 23.03.1957 seine Meisterprüfung. Das gebaute Boot war unter Wasser englisch geklinkert, die Seiten mit Nahtleistenbau. Es hatte einen BMW Dixi Motor und wurde noch zwei Jahre selbst von Pfennig gefahren, bis es 1959 nach Fürstenwalde verkauft wurde. Der Verkauf des Bootes bleibt immer in bitterer Erinnerung. Es war der 10. Juni 1959, ein ausgesprochen kalter Tag. Während des Verkaufsgesprächs war der einjährige Sohn, Frank Pfennig, der in unmittelbarer Nähe der Löcknitz spielte, nicht mehr auffindbar. Nach intensiver Suche fand man ihn im Schilf unter Wasser, wo er bereits ca. fünf Minuten gelegen hatte. Nun war es damals nicht so leicht, einen Arzt zu finden, zumal man auch kein Telefon hatte. Ein dramatischer Zustand. Frank Pfennig hatte sehr viel Glück, er trug keinen gesundheitlichen Schaden davon und überstand die Sache ohne jegliche Probleme. Mit Sicherheit hatte er damals einen Schutzengel . Vermutlich war die relativ hohe Wassertemperatur die Ursache für den glücklichen Ausgang.
Hans Pfennig machte sich gleich nach der Meisterprüfung (1957) selbständig. Zu diesem Zeitpunkt hörte auch Paul Pfennig bei Willi Lehmann auf und beide Pfennigs arbeiteten in der Werkstatt von Paul Pfennig. Wirtschaftlich jedoch jeder für seine eigene Firma. Willi Lehmann hätte es sehr gerne gehabt, dass Hans Pfennig als Meister noch bei ihm geblieben wäre, der aber wollte sich in Selbständigkeit weiter entwickeln. Sein Entschluss stand fest.
Die Pfennigs kannten einen gewissen Herrn Lohburg aus Woltersdorf, der im Strandbad Müggelsee Bademeister und praktisch der Leiter war. Dieser vermittelte, bzw. sorgte dafür, dass Pfennigs den Auftrag erhielten, sämtliche Ruder-, Paddel- und Rettungsboote für das Strandbad zu bauen. Auf Grund der hohen Nachfrage, dies ging bis weit in die 60-ziger Jahre, bauten Vater und Sohn in den Wintermonaten unentwegt diese Boote, die sich auf dem kleinen Grundstück schon stapelten. Es handelte sich hierbei um voll geklinkerte, aufwendig gearbeitete, mit Lehnen versehene Boote. So wurden pro Saison ca. 15 solcher Boote gebaut. Im Frühjahr kam Herr Lohbug dann mit einem Motorboot vorbei und nahm im Schlepp 5-6 Boote gleichzeitig mit, die er dann über die Löcknitz nach Rahnsdorf überführte. Zeitgleich gab es immer ausreichend Arbeit mit den Reparaturen der Boote, die durch die intensive Nutzung der Gäste im Strandbad und durch die Witterung Überholungsbedarf hatten. Die Zusammenarbeit mit Herrn Lohburg klappte hervorragend, man vertraute sich und konnte sich aufeinander verlassen. Vater und Sohn verbanden viele gemeinsame Erlebnisse. 1966 wurde Paul Rentner, half aber gerne in der Werkstatt bis zu seiner Krankheit, an der er 1979 verstarb. Hans erinnert sich gern an folgende Anekdote: „Der Schriftzug „Strandbad Müggelsee“ musste mit der Hand auf die Boote geschrieben werden. Ich schrieb also auf ein Boot das Wort „Strandbad“ und ging dann zur Mittagspause nach Hause. Als ich von der Pause zurückkam, wollte ich nun den Schriftzug „Müggelsee“ ergänzen und traute meinen Augen nicht. Ich dachte, das gibt es doch nicht!“ erinnert er sich, „ da stand plötzlich schon das Wort „Müggelsee“, jedoch war mein Schriftzug „Strandbad“ verschwunden.“ Bis sich nun aufklärte, dass in der Mittagspause sein Vater den Schriftzug „Müggelsee“ ergänzte, dabei jedoch mit seinem Ärmel den noch feuchten Schriftzug seines Sohnes verwischte und abrieb. Eine zweite Anekdote fällt ihm noch ein: „ Ein nach Kundenauftrag gebautes Boot sollte übergeben werden. An dem Tag, als der Kunde kam, um das Boot abzuholen, regnete es. Dabei wurde das Boot natürlich nass. Der Kunde regte sich ziemlich darüber auf, dass das Boot nass wurde“ erinnert sich Hans Pfennig, worauf er dem Kunden damit antwortete, dass das Boot noch öfter nass werden würde.
Der Betrieb entwickelte sich zunehmend. Es wurden dann auch sehr viele Halbklinker-Boote für den Binnen-Handel der DDR gebaut. Dazu muss ergänzt werden, dass alle Arbeiten damals zwangsweise über den staatlichen Handel abgerechnet werden mussten. Bestellte ein privater Kunde ein Boot, so bekam dieser die Rechnung vom staatlichen Handel, nicht von Pfennigs. Das betraf nicht die Boote für das Strandbad, da es sich hierbei um einen staatlichen Betrieb handelte. Von den Mahagoni – Angelkähnen wurden dann sehr viele, ca. 3-4 im Monat, gebaut. Alle wurden über den staatlichen Handel verkauft. Pfennigs fertigten sich hierzu Schablonen an, die dann als Anriss dienten. Ihre eigenen Risse zeichneten sie auf Papier. Hans Pfennig übertrug allerdings schon frühzeitig seine Risse nicht mehr vom Papier auf das Holz , sondern zeichnete gleich 1:1 auf Bretter.
Eines Tages kam der Präsident des DDR-Angelsportverbandes, Herr Stein, in die Werkstatt der Pfennigs nach Fangschleuse und gab den Auftrag zum Bau eines Bootes mit klaren eigenen Vorgaben. Nachdem die Bootsbauer dieses Boot konstruiert, gebaut und übergeben hatten, wurden aus der Anglerkolonie „Karolinenhof“, in der der Präsident sein Wochenendhaus hatte, ca. 30 neue Aufträge von den dort Wohnenden erteilt. Es handelte sich hierbei um teilweise offene Boote, manche erhielten ein Deck. Diese hatten aber nichts mit den Booten der Grünheider Favorit-Werft zu tun, da die PGH Favorit erst später ähnliche Boote mit dem Namen der Werft baute. Die PGH Favorit wurde im Februar 1958, also etwa zeitgleich mit Hans Pfennigs Selbstständigkeit gegründet. Damals hatte man ihm die Leitung der PGH angeboten, was er ablehnte. Die Boote wurden in verschiedenen Größen gebaut, überwiegend mit 5 Meter Länge (fünf Planken). Der „Standard-Typ“ war 4,5 m, mit vier Planken. Manchmal wurden die 4,5 m Boote auch mit fünf Planken gebaut. Dies war immer dann der Fall, wenn es nicht ausreichend Mahagoni gab. Dann wurde Eiche verwendet und mit diesem Holz konnte man die Planken nicht so breit machen, da Eiche zwar sehr hart ist, aber in der Länge schnell reißt.
In der damalige DDR war die Materialbeschaffung ein sehr komplexes und oft nicht lösbares Problem. Man musste erfinderisch sein und ständig improvisieren. Zum Beispiel wurde oftmals das Unterwasserschiff der Boote aus Eiche hergestellt und nur die Oberplanke wurde in Mahagoni verbaut. Um Material überhaupt zu bekommen, mussten Handwerker immer Mitglied einer Genossenschaft sein, in diesem Fall war es die Einkaufs- und Liefergenossenschaft des Holzverarbeitenden Handwerks Fürstenwalde. In diesem Verband waren die Tischler, die Bootsbauer, die Stellmacher, eben alle die, die Holz verarbeiteten. „Auch die Bestatter, die haben Erdmöbel hergestellt“ ,bemerkt Hans Pfennig mit einem verschmitzten Lächeln. „Bis zum Mauerbau konnten wir noch nach Westberlin fahren und Kupfernägel, Messingschrauben und andere Materialien, die wir hier nicht bekamen, kaufen“, erinnert sich Hans Pfennig. Später erhielten Pfennigs diese Materialien von der Genossenschaft, ansonsten wäre eine Produktion gar nicht möglich gewesen. Das Hauptproblem war, wenn es Material gab, dass man so viel wie möglich davon kaufen musste, man wusste nicht, wann die nächste Lieferung kam. Es war einfach so. „ Besonders schlecht war es in den letzten Jahren vor dem Mauerfall, da wusste niemand, ob es überhaupt noch was gibt“, erinnert sich Frank Pfennig, der Sohn von Hans Pfennig. Schwierig war die Beschaffung von Schrauben und Nägeln. Frau Pfennig erinnert sich, wie sie Nägel in Fürstenwalde kaufte und abholte, um diese dann nach Köpenick zum Verzinken zu bringen. Zum Bootsbau durften nur feuerverzinkte Eisennägel, Messingschrauben und Kupfernieten verwendet werden. Oftmals hatten die Nägel nicht die richtige Länge , dann wurden die längeren Nägel abgekniffen.
„Trotzdem“, weiß der Bootsbauer „wurden wir aber immer mit diesen Situationen fertig. Not macht erfinderisch. Wir haben trotz der Engpässe sehr schöne Boote gebaut. “ Hans Pfennig baute zwischen den Serienfertigungen immer wieder auch Sportboote, oftmals für den Eigenbedarf, wobei diese in der Regel durch private Nachfragen schnell wieder verkauft wurden. Manchmal war es so, dass sie schon vor Fertigstellung „versprochen“ wurden. Diese Boote waren immer Eigenentwicklungen, die er nie auf Papier zeichnete, sondern direkt auf zusammen gespannten Brettern in Originalgröße aufriss und anschließend baute. Der Spantenriss wurde auf Sperrholzplatten gezeichnet, die heute noch existieren. Hans Pfennig wählte diese Vorgehensweise, da Papier in der rauen Arbeitsplatzumgebung feucht werden konnte und sich dabei geworfen und verändert hätte. Da es um Millimeter ging, hätte die Papierzeichnung bald nicht mehr gestimmt. Ein Millimeter Abweichung auf fünf Meter Länge machen sich bemerkbar.
In Serie baute Hans Pfennig Kajütboote, die Biene I, II und III. Die Biene I war ein in Leistenbau gefertigtes, englisch geklinkertes Holzboot. Diese Bauart (umgekehrt geklinkert) hat den Vorteil, dass das Wasser, das ins Boot kommt, zum Beispiel Regen-, Schwitzwasser oder ähnliches direkt in den Kiel läuft und sich nicht in den Klinkernähten sammelt. Auch kann sich kein Dreck auf die Nähte legen, der, wenn er sich mit Wasser vermischt, das Holz zum Modern bringen würde. Das Massivholz wurde zunächst mit Halböl zweimal gestrichen und dann wurde mindestens sechsmal Lack mit jeweiligem Zwischenschleifen aufgetragen. Hans Pfennig verwendete immer nur 1-Komponenten-Lack. Der Bau der Biene war sehr aufwendig, weil 12mm starkes Holz verarbeitet werden musste. Gerade die unterste Planke (Gangbord) musste von ganz senkrecht auf waagrecht gezogen werden, dies konnte man nur durch Steamen oder Brennen erreichen. Aufgrund der aufwendigen Verarbeitung und der nicht ausreichenden Wirtschaftlichkeit rief Hans Pfennig nach fünf gebauten Biene I die Biene II ins Leben. Die Außenhaut des Bootes wurde komplett in Bootsbausperrholz gebaut, der Steven, der Kiel und die Planken aus massiven Eichenbohlen. Das Boot hatte eine Länge von 5,50 Meter. Wann immer verfügbar, wurde Macoré zur Verarbeitung verwendet, ansonsten Okumé. Hans Pfennig laminierte grundsätzlich jedes ausgelieferte Boot im Unterwasserbereich mit Expoxy und Glasgewebe. Zu dieser Zeit wurden auch die Sportboote laminiert. Dies ist wohl heute der Grund, dass keine der noch im Wasser befindlichen Bienen von unten durch gefault sein dürfte.
In den letzten DDR- Jahren stellte Hans Pfennig noch einmal die Produktion um. Die Sperrholzplatten, die er bekam, waren 1,22m x 2,52 m. Um die Platten besser ausnutzen zu können und im Boot mehr Platz zu schaffen, verlängerte er das Cockpit der Biene um 50 Zentimeter und so entstand die Biene III. Insgesamt wurden 54 Biene Typen gefertigt, überwiegend im Auftrag von Privatkunden. Wenn es die Zeit hergab und das Material vorhanden war, dann bekam auch der Handel eine Biene ab. „Wir hätten viel mehr produzieren können, aber mit meinem Ein-Mann-Betrieb kam ich schlicht an die Leistungsgrenze“ erinnert sich Hans Pfennig. Die Nachfrage war da und Hans Pfennig stellte auf verschiedenen Messen seine „Bienen“ aus, so zum Beispiel in Potsdam, Magdeburg und Halle.
Als Paul Pfennig 1966 in Rente ging, baute sich Hans im Anbau zur alten Werkstatt eine kleine Werkstatt, um sich auf den Bau der Biene zu konzentrieren. Immer wieder bekam er die Unterstützung von seinem Vater und seiner Frau, wenn zum Beispiel beim Leimen der Sperrholzplatten zwei Hände nicht ausreichten. Später half ihm sein Sohn Frank. Erstaunlich ist, wie man in solch beengten Verhältnissen überhaupt so große und so viele Boote bauen konnte. Die Werkstatt misst gerade mal ca. 8 x 4 Meter, der Anbau ca. 4 x 3 m. Die ursprüngliche Werkstatt ist nach Schätzungen kurz nach der Jahrhundertwende (1900) gebaut worden und hat noch heute den Charme von damals. In ihr ist kein gefliester oder betonierter Boden, sondern noch der Sandboden wie vor 100 Jahren. Hans Pfennig sah das aber immer als Vorteil an, so konnte man den Boden flexibel nutzen.
Eine schmale Werkbank über die ganze Länge rechts und links wurde für viele Arbeitsschritte verwendet, auch zum Lackieren. Bevor es ans Lackieren ging, wurde die Werkstatt einfach „feucht“ gesäubert. Die Einzelteile für die Boote wurden auf einer mobilen Werkbank im Freien hergestellt und der Zusammenbau erfolgte dann in der Werkstatt. Die mobile Werkbank bestand aus Bohlen auf Böcken. Mit der im Freien stehenden Kreissäge, die sein Vater selbst gebaut hatte, wurde bis zum Schluss millimetergenau gesägt. Wer diese Bedingungen sieht, kann sich wahrlich nur schwer vorstellen, wie solche schönen Boote entstanden. Das kann nur denen gelingen, die handwerklich sehr geschickt und Bootsbauer mit Leib und Seele sind, eben den Pfennigs.
Wie kamen die Boote aber nun vom Grundstück herunter? Die kleinen Boote konnten Pfennigs über die Löcknitz, die ja unmittelbar an ihr Grundstück grenzt, zum Käufer bringen, für die großen Boote wurde eine spezielle Brückenkonstruktion gebaut, so dass sie über eine Zugvorrichtung auf die andere Seite auf eine Wiese geschleppt wurden. Dort konnten sie dann mit einem Anhänger oder einem Schlepper abgeholt werden.
Nach der Wende 1989 wurde der Betrieb von Hans Pfennig auf seine Ehefrau Gerda Pfennig überschrieben. Es war die Zeit von Glitzer und Glimmer, keiner wollte mehr ein Holzboot, deren wirklicher Wert erst viele Jahre nach der Wende wieder erkannt wurde. Deshalb wurden nur noch sehr wenige Holzboote gebaut. die Nachfrage brach völlig ein. Der Betrieb war gezwungen, eine Reorganisation durchzuführen. Hans Pfennig verlagerte seine Tätigkeit auf den Verkauf von Booten, Motoren und Zubehör. Mit Werbung hatte er bis dato nichts zu tun gehabt. Dies änderte sich nun schlagartig. Er wurde regelrecht „überrannt“ von Leuten aus dem Westen, die ihm alles Mögliche versprachen , er müsse nur richtig werben.
An eine Anekdote erinnert er sich sehr gut: „ Eines Tages bekam ich einen Auftrag für eine Werbung für eine große Bank (Deutsche Bank). Hierfür sollte ich mein Ruderboot zur Verfügung stellen, welches ich so umbauen musste, dass drei Personen jeweils an einem Ruder sitzen konnten. Die Aufnahmen wurden im wunderschönen Stadtbad von Chemnitz gemacht. Sie dauerten mehrere Stunden. In diesem Bad war es sehr heiß und da musste alle fünf Minuten ein Schwimmer mit frischen Hemden zum Ruderboot schwimmen, damit die Herren die verschwitzen Hemden wechseln konnten.“ Es war eine interessante Geschichte, sein Boot wurde im Handwerker-Magazin “Der Wirtschaftsdienst“ abgelichtet und der Auftrag brachte auch noch etwas Geld – mehr Boote wurden dadurch aber nicht verkauft.
2002 brach noch einmal die Nachfrage ein. Am 01.12.2007, Hans Pfennig war mittlerweile 76 Jahre alt, wurde seine Firma abgemeldet, Produktion und Verkauf wurden eingestellt. Zum 50-zigsten Meisterjubiläum wurde Hans Pfennig am 23.12.2007 von der Handwerkskammer Frankfurt / Oder der goldene Meisterbrief überreicht, die Märkische Oder Zeitung berichtete darüber.
Heute kann Hans Pfennig seinem Hobby nachgehen. Er liest gern und immer fehlten ihm dazu Zeit und Muße. Nachdem ich dies erfahren hatte, brachte ich ihm ein paar alte Bücher zum Lesen mit, unter anderem „Der Bär“ und „Ein Heiratsantrag“ von Anton Tschechow. Es wäre nicht Hans Pfennig, wenn ihm nicht auch hierzu etwas einfallen würde. So erwähnt er ganz nebenbei, dass er genau diese Stücke in der Oberschule in Erkner mit anderen Schülern in den Ferien aufführte, um die Kasse für die Klassenfahrten aufzubessern. Es soll auch nicht unerwähnt bleiben, dass Hans Pfennig ein leidenschaftlicher Hobby-Fotograf ist und auch einige seiner Bilder ausgestellt wurden. Hans und Gerda Pfennig können sich nach all den Jahren, den Hochs und den Tiefs in ihrem Leben jetzt auf ihrem idyllischen Grundstück erholen. Dieser Ort lädt geradezu zum Entspannen ein. Alles ist ruhig, die alten Obstbäume hängen voll . Die Löcknitz fließt in unmittelbarer Nähe und lockt seltene Vögel wie den Eisvogel an.
Die Eheleute engagieren sich heute intensiv für den Heimatverein Grünheide. Dort haben beide die Ausstellung mit Exponaten und Wissenswertem zur Geschichte der Gemeinde maßgeblich unterstützt. Zum Beispiel steht im Ausstellungsraum der von Paul Pfennig 1920 als Modell gebaute Schärenkreuzer. Hier findet das Ehepaar mit ihrem Engagement Anerkennung und einen sinnvoll gestalteten Lebensabend. Hans Pfennig besuchte genau in diesem Gebäude die Grundschule. Hier im Robert-Havemann-Klubhaus begann ein wichtiger Lebensabschnitt und gerne möchten beide den jungen und alten Interessierten ein Stück Zeitgeschichte zurückgeben.
Sei noch zu ergänzen, dass Hans Pfennig seine Gerda, die damals in Lichtenow wohnte, der Ort ist 13 KM von Fangschleuse entfernt, am 06.11.1954 in der spätgotischen Lichtenower Kirche heiratete. Über den Weg gelaufen sind sie sich im Restaurant „Seeblick“ in Fangschleuse, in dem sich auch schon seine Eltern kennen gelernt hatten. Ihre Kinder, Cordula und Frank, konnten trotz schwieriger Bedingungen eine hervorragende Ausbildung absolvieren und haben heute eine sehr gute Anstellung.
Auch Frank ist mit dem Bootsbau eng verbunden. So hatte er nach seinem Abitur und dem anschließenden Wehrdienst sein Schiffbau-Studium als Diplom-Ingenieur beendet. Danach fing er bei Favorit in Grünheide an und baute dort Sport- und Ruderboote auf GFK-Basis. Nach der Wende half er seinem Vater bei der Neuausrichtung und hatte dann das Glück auf Grund seiner Vorkenntnisse in einem großen ausländischen, hochspezialisierten Unternehmen in der Kunststoffbranche angestellt zu werden. Heute berät er Flugzeugkonzerne und Formel-1-Rennställe in Fragen hochwertiger Werkstoffe aus Karbon und anderen Kunststoffen. Frank Pfennig weiß, dass er viel von seinem Vater gelernt hat. Hans Pfennig wiederum ist stolz auf seinen Sohn.
Fangschleuse im Juni 2008 (dp) Anmerkung der Redaktion: Ich möchte mich bei Hans und Gerda Pfennig, sowie bei Frank Pfennig und seiner Lebensgefährtin recht herzlich für die Interviews und die Bereitschaft bedanken, sich den Fragen zu stellen. Ich habe sehr herzliche, offene und sehr gastfreundschaftliche Menschen kennen gelernt, bei denen die Zeit wie im Fluge vergangen ist. Ich fühle mich sehr wohl bei Ihnen und hoffe, wir werden auch in Zukunft den Kontakt pflegen. Ich wünsche Ihnen Allen Gesundheit und weiterhin viel Freude und Schaffenskraft. Letzte Überarbeitung am 09.03.2011 (jr)