Die Quelle des Projekts: Die Vision eines Pädagogen und Sammlers

Um die Entstehung des Museums zu verstehen, muss man Werner Philipp kennenlernen. Als Lehrer für Mathematik und Physik, der 1933 geboren wurde, schlug sein Herz für drei Dinge: die Pädagogik, das Sammeln und vor allem das Rudern. Aus dieser Kombination erwuchs eine außergewöhnliche Vision. Er erkannte, dass die Geschichte des Wassersports, die in Grünau bis in die Kaiserzeit zurückreicht, ein perfektes Medium war, um seinen Schülern die komplexen Brüche der deutschen Geschichte näherzubringen.
In den 1980er Jahren initiierte er ein bemerkenswertes Projekt: Gemeinsam mit seinen Schulklassen begann er, die verstreuten Überbleibsel der Wassersport-Vergangenheit zu bergen. Sie trugen Boote, Wimpel, Dokumente und persönliche Gegenstände zusammen. Philipps Antrieb war jedoch auch ein zutiefst ethischer. Er setzte sich mit Nachdruck für die Erinnerung an die jüdischen Wassersportvereine ein, deren blühendes Leben von den Nationalsozialisten zerstört wurde. Für diesen unermüdlichen Einsatz wurde ihm das Bundesverdienstkreuz verliehen.
Vom privaten Projekt zur festen Institution
Der erste sichtbare Erfolg seiner Bemühungen war die Eröffnung einer privat organisierten Ausstellung im Jahr 1990 in einem einfachen Gartenhaus. Um das Projekt für die Zukunft zu sichern, übergab Philipp seine Sammlung 1996 an die Stiftung Stadtmuseum Berlin. Ein weiterer wichtiger Schritt erfolgte 2010 mit der Integration des Museums in die Strukturen der Senatsverwaltung für Inneres und Sport als Teil des Sportmuseums Berlin.

Diese Entwicklung gab dem Museum eine stabile institutionelle Grundlage und ermöglichte die umfassende Neugestaltung, die nun in der glanzvollen Wiedereröffnung mündete. Die Leitung liegt heute in den Händen von Dr. Veronika Springmann, die sowohl das Sportmuseum Berlin als auch das Wassersportmuseum Grünau führt. Ihr zur Seite steht Roland Helms als dedizierter Kurator, der die Ausstellung in Grünau mit Expertise und Leidenschaft betreut. Unterstützt werden sie von einem engagierten Team, das die Vision des Museums mit Leben füllt. Erfahren Sie mehr über das Team des Museums.
Die neue Ausstellung: Eine Hommage an Sport und Gemeinschaft
Wer heute die neuen Räumlichkeiten unter der Haupttribüne betritt, spürt sofort die besondere Atmosphäre. Auf 300 Quadratmetern entfaltet sich eine fesselnde Ausstellung mit etwa 200 Exponaten. Man wandert vorbei an eleganten historischen Booten und kann den Erzählungen von Zeitzeugen lauschen.
Bei der Eröffnung brachte Sportsenatorin Iris Spranger die Einzigartigkeit des Ortes auf den Punkt: „Wir sind die einzigen deutschlandweit, die solch ein Spezialmuseum als Dauerausstellung haben.“ Bezirksbürgermeister Olaf Igel ergänzte: „Hier ist die Wiege des Segel- und Rudersports in Berlin. Wir sind stolz auf die Geschichte und können sie nun erlebbar machen.“ Unerwähnt lies er allerdings, dass selbstverständlich auch der Motorbootrennsport in unzähligen internationalen Veranstaltungen hier sein Zuhause hatte.
Die Ausstellung ist ein Spiegelbild der lebendigen Vereinskultur. Diese Verbundenheit zeigten auch zahlreiche Gäste der Eröffnung, darunter hochrangige Vertreter der Ruder- und Sportverbände. Ein zentrales Anliegen der Neugestaltung war die Zugänglichkeit: Das Museum ist derzeit barrierearm konzipiert und bietet eine inklusive Besuchserfahrung. Es verfügt über ein taktiles Leitsystem und tastbare Orientierungshilfen. Zusätzlich stehen Informationen in Leichter Sprache sowie in Brailleschrift zur Verfügung.
Fazit: Ein lebendiges Erbe mit Zukunft
Das Wassersportmuseum Grünau ist in seiner neuen Form ein dynamischer Ort des Lernens und der Begegnung. Es ehrt nicht nur die sportlichen Triumphe, sondern bewahrt auch die leisen und schmerzhaften Geschichten und macht so die Vergangenheit zu einem Kompass für die Zukunft.
Besucherinformationen
Adresse
Wassersportmuseum Grünau
Regattastraße 191 (unter den Tribünen)
12527 Berlin
Telefon: (030) 6744 002
Internet: allgemeine Seite zum Wassersportmuseum Grünau
E-Mail: Wassersportmuseum@SenInnSport.Berlin.de
Öffnungszeiten:
- Mittwoch, Donnerstag, Freitag: 11:00 – 18:00 Uhr
- Sonntag: 11:00 – 16:00 Uhr
- Montag, Dienstag und Samstag geschlossen
Sonderöffnungszeiten zu Veranstaltungen 2025:
- 28.06.2025 – Berliner Wassersportfest
- 05.07.2025 – Berlin City Cup (Drachenbootrennen)
- 30.08.2025 – Union-Drachenbootregatta
- 20.09.2025 – Flatow-Cup (Kanu, Rudern, Segeln)
Geöffnet an folgenden Feiertagen:
- 29. Mai 2025 (Christi Himmelfahrt)
- 8. Juni 2025 (Pfingstsonntag)
- 3. Oktober 2025 (Tag der Deutschen Einheit)
- 26. Dezember 2025 (2. Weihnachtstag)
- 1. Januar 2026 (Neujahr)