Ein Juwel unter der Tribüne: Das Wassersportmuseum Grünau an der historischen Regattastrecke hat wieder geöffnet

Ein historisches Erbe erstrahlt in neuem Glanz: Nach einer umfassenden Neugestaltung feierte das Wassersportmuseum Grünau am 6. September 2024 seine triumphale Wiedereröffnung. An seinem angestammten Platz, direkt unter den Tribünen der geschichtsträchtigen Regattastrecke, schlägt das Herz des Berliner Wassersports wieder kräftig. Das Museum ist weit mehr als eine Ausstellung; es ist das beeindruckende Lebenswerk eines leidenschaftlichen Visionärs, ein lebendiges Archiv der regionalen Kultur und ein Zeugnis dafür, wie tief der Sport mit der gesellschaftlichen Entwicklung Berlins verwoben ist.

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Die Quelle des Projekts: Die Vision eines Pädagogen und Sammlers

Werner Philipp - Gründer des Wassersportmuseum Grünau - 1924 - Aus seinem Buch Wassersport in Grünau
Werner Philipp – Gründer des Wassersportmuseum Grünau – 1924 – Aus seinem Buch Wassersport in Grünau

Um die Entstehung des Museums zu verstehen, muss man Werner Philipp kennenlernen. Als Lehrer für Mathematik und Physik, der 1933 geboren wurde, schlug sein Herz für drei Dinge: die Pädagogik, das Sammeln und vor allem das Rudern. Aus dieser Kombination erwuchs eine außergewöhnliche Vision. Er erkannte, dass die Geschichte des Wassersports, die in Grünau bis in die Kaiserzeit zurückreicht, ein perfektes Medium war, um seinen Schülern die komplexen Brüche der deutschen Geschichte näherzubringen.

In den 1980er Jahren initiierte er ein bemerkenswertes Projekt: Gemeinsam mit seinen Schulklassen begann er, die verstreuten Überbleibsel der Wassersport-Vergangenheit zu bergen. Sie trugen Boote, Wimpel, Dokumente und persönliche Gegenstände zusammen. Philipps Antrieb war jedoch auch ein zutiefst ethischer. Er setzte sich mit Nachdruck für die Erinnerung an die jüdischen Wassersportvereine ein, deren blühendes Leben von den Nationalsozialisten zerstört wurde. Für diesen unermüdlichen Einsatz wurde ihm das Bundesverdienstkreuz verliehen.

Vom privaten Projekt zur festen Institution

Der erste sichtbare Erfolg seiner Bemühungen war die Eröffnung einer privat organisierten Ausstellung im Jahr 1990 in einem einfachen Gartenhaus. Um das Projekt für die Zukunft zu sichern, übergab Philipp seine Sammlung 1996 an die Stiftung Stadtmuseum Berlin. Ein weiterer wichtiger Schritt erfolgte 2010 mit der Integration des Museums in die Strukturen der Senatsverwaltung für Inneres und Sport als Teil des Sportmuseums Berlin.

Kurator Roland Helms und Museumsleiterin Veronika Springman - (c) Funke Foto Services - Michele Tantusi - 06.09.2024
Kurator Roland Helms und Museumsleiterin Veronika Springman – (c) Funke Foto Services – Michele Tantusi – 06.09.2024

Diese Entwicklung gab dem Museum eine stabile institutionelle Grundlage und ermöglichte die umfassende Neugestaltung, die nun in der glanzvollen Wiedereröffnung mündete. Die Leitung liegt heute in den Händen von Dr. Veronika Springmann, die sowohl das Sportmuseum Berlin als auch das Wassersportmuseum Grünau führt. Ihr zur Seite steht Roland Helms als dedizierter Kurator, der die Ausstellung in Grünau mit Expertise und Leidenschaft betreut. Unterstützt werden sie von einem engagierten Team, das die Vision des Museums mit Leben füllt. Erfahren Sie mehr über das Team des Museums.

Die neue Ausstellung: Eine Hommage an Sport und Gemeinschaft

Wer heute die neuen Räumlichkeiten unter der Haupttribüne betritt, spürt sofort die besondere Atmosphäre. Auf 300 Quadratmetern entfaltet sich eine fesselnde Ausstellung mit etwa 200 Exponaten. Man wandert vorbei an eleganten historischen Booten und kann den Erzählungen von Zeitzeugen lauschen.

Bei der Eröffnung brachte Sportsenatorin Iris Spranger die Einzigartigkeit des Ortes auf den Punkt: „Wir sind die einzigen deutschlandweit, die solch ein Spezialmuseum als Dauerausstellung haben.“ Bezirksbürgermeister Olaf Igel ergänzte: „Hier ist die Wiege des Segel- und Rudersports in Berlin. Wir sind stolz auf die Geschichte und können sie nun erlebbar machen.“ Unerwähnt lies er allerdings, dass selbstverständlich auch der Motorbootrennsport in unzähligen internationalen Veranstaltungen hier sein Zuhause hatte.

Die Ausstellung ist ein Spiegelbild der lebendigen Vereinskultur. Diese Verbundenheit zeigten auch zahlreiche Gäste der Eröffnung, darunter hochrangige Vertreter der Ruder- und Sportverbände. Ein zentrales Anliegen der Neugestaltung war die Zugänglichkeit: Das Museum ist derzeit barrierearm konzipiert und bietet eine inklusive Besuchserfahrung. Es verfügt über ein taktiles Leitsystem und tastbare Orientierungshilfen. Zusätzlich stehen Informationen in Leichter Sprache sowie in Brailleschrift zur Verfügung.

Fazit: Ein lebendiges Erbe mit Zukunft

Das Wassersportmuseum Grünau ist in seiner neuen Form ein dynamischer Ort des Lernens und der Begegnung. Es ehrt nicht nur die sportlichen Triumphe, sondern bewahrt auch die leisen und schmerzhaften Geschichten und macht so die Vergangenheit zu einem Kompass für die Zukunft.


Besucherinformationen

Adresse

Wassersportmuseum Grünau
Regattastraße 191 (unter den Tribünen)
12527 Berlin

Telefon: (030) 6744 002
Internet: allgemeine Seite zum Wassersportmuseum Grünau
E-Mail: Wassersportmuseum@SenInnSport.Berlin.de

Öffnungszeiten:

  • Mittwoch, Donnerstag, Freitag: 11:00 – 18:00 Uhr
  • Sonntag: 11:00 – 16:00 Uhr
  • Montag, Dienstag und Samstag geschlossen

Sonderöffnungszeiten zu Veranstaltungen 2025:

  • 28.06.2025 – Berliner Wassersportfest
  • 05.07.2025 – Berlin City Cup (Drachenbootrennen)
  • 30.08.2025 – Union-Drachenbootregatta
  • 20.09.2025 – Flatow-Cup (Kanu, Rudern, Segeln)

Geöffnet an folgenden Feiertagen:

  • 29. Mai 2025 (Christi Himmelfahrt)
  • 8. Juni 2025 (Pfingstsonntag)
  • 3. Oktober 2025 (Tag der Deutschen Einheit)
  • 26. Dezember 2025 (2. Weihnachtstag)
  • 1. Januar 2026 (Neujahr)

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webmasterhttps://www.klassik-boote.de
Mein Name ist Detlev Pickert, geboren 1957 in Berlin-Zehlendorf und der webmaster dieser Plattform. Durch meine Tätigkeit im Großkauf am Saatwinkler Damm Ende der 1970-er verbrachte ich sehr viel Zeit mit der Beobachtung der Testfahrten von Dieter König und seinem Team am Saatwinkler Damm. Von Anfang an war die Geschichte der Boote etwas, das mich faszinierte. Es ist die Geschichte oder Provenienz, wie es heute genannt wird, die uns erzählt, was das Boot durchgemacht hat, wem es gehörte und wie es einst entstanden ist. Das war für mich der Beginn, dieses erstaunliche kulturelle Erbe zu dokumentieren und festzuhalten. Durch hunderte von Interviews mit alten Bootsbauern, Werftbesitzern und Motorenschlossern sowie Recherchen in Bibliotheken, Büchern und Magazinen hat sich ein umfangreiches Wissen angesammelt. Nach einer Pause von etwa zehn Jahren wird nun sukzessive dieses Wissen auf dieser Plattform veröffentlicht. Keine Geschichte ist abgeschlossen, da täglich neue Informationen hinzukommen. Ich habe weder Germanistik noch Journalismus studiert; ich schreibe einfach so, wie mir meine Gedanken kommen. Wer sich daran stört, findet sicherlich andere Seiten, auf denen er sich wohler fühlt. Wer sich an meiner Arbeit erfreut, darf gerne über den Spendenknopf einen Kaffee ausgeben. Ich danke für Eure Unterstützung.