Stralau

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    1833 Stralau Dorfkirche - Herkunft unklar
    1833 Stralau Dorfkirche - Herkunft unklar
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    1833 Stralau Dorfkirche - Herkunft unklar
    1833 Stralau Dorfkirche – Herkunft unklar

    Stralau – Geschichte eines Berliner Kleinods

    Stralau, einst als „Stralowe“ bekannt, wurde bereits 1244 als Sitz wendischer Edler erwähnt und gehört seit 1358 zu Berlin. Das Dorf liegt malerisch an der Spree und ist geprägt von seiner historischen Kirche, die 1464 erbaut und 1822 von Karl Friedrich Schinkel erneuert wurde. Ihr viereckiger Turm erinnert an die englische Gotik, ähnlich wie Schloss Babelsberg. Im Inneren zeugen Kreuzgewölbe mit profilierten Rippen auf Tragsteinen in Form menschlicher Köpfe von mittelalterlicher Baukunst. Ein Umbau 1832 veränderte das ursprüngliche Erscheinungsbild, und im Ersten Weltkrieg wurden zinnerne Orgelpfeifen sowie eine Glocke von 1746 für die Rüstungsindustrie eingeschmolzen.

    Die elf Fischerhöfe Stralaus feierten seit jeher am 24. August den Namenstag des hl. Bartholomäus mit einem großen Fest. Der „Stralauer Fischzug“, erstmals 1574 erwähnt, entwickelte sich ab dem 18. Jahrhundert zu einem beliebten Berliner Volksfest, das sogar königlichen Besuch erhielt. Ab den 1880er Jahren wurde es wegen übermäßiger Ausgelassenheit polizeilich eingeschränkt, erlebt aber heute eine kulturelle Wiederbelebung.

    Auch literarisch hat Stralau Spuren hinterlassen: Theodor Fontane beschreibt in seinem Roman Irrungen und Wirrungen das Leben und die Atmosphäre auf der Halbinsel mit feinem Gespür für die soziale Dynamik der Zeit. Fr. Eduar Keller wiederum widmet in seinem Wasserwanderführer Hip Hip Hurra dem Ort besondere Aufmerksamkeit und schildert eindrucksvoll die landschaftlichen und historischen Eigenheiten Stralaus.

    Heute: Alt-Stralau im Wandel der Zeit

    Heute präsentiert sich Alt-Stralau als charmantes, ruhiges Wohnquartier mit maritimem Flair. Zwischen denkmalgeschützten Gebäuden und modernen Wohnanlagen entfaltet sich ein fast dörfliches Leben – eingebettet in die Großstadt Berlin, aber mit dem Herz eines alten Fischerdorfs. Die Bezeichnung „Alt-Stralau“ entstand dabei aus dem Bedürfnis, den historischen Dorfkern von den seit den 1990er Jahren entstandenen Neubauten der sogenannten „Wasserstadt Stralau“ abzugrenzen. So wurde aus dem ursprünglichen Stralau das heutige Alt-Stralau – eine topografische Unterscheidung, die den Wandel sichtbar macht.

    Wo einst Zehntausende Berliner in die beliebten Gartenlokale strömten, um den Stralauer Fischzug oder sonnige Wochenenden zu feiern, herrscht heute vor allem Wohnnutzung. Die Ausflugslokale, die einst das gesellschaftliche Leben der Halbinsel prägten, sind nahezu verschwunden. Stattdessen dominieren hochwertige Neubauten mit exklusivem Spreeblick, die sich vor allem an ein betuchtes Publikum richten. Alt-Stralau hat sich vom lebendigen Ausflugsziel zum begehrten, aber stillen Wohnort entwickelt – mit viel Geschichte, aber wenig öffentlichem Leben.

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    Mein Name ist Detlev Pickert, geboren 1957 in Berlin-Zehlendorf und der webmaster dieser Plattform. Durch meine Tätigkeit im Großkauf am Saatwinkler Damm Ende der 1970-er verbrachte ich sehr viel Zeit mit der Beobachtung der Testfahrten von Dieter König und seinem Team am Saatwinkler Damm. Von Anfang an war die Geschichte der Boote etwas, das mich faszinierte. Es ist die Geschichte oder Provenienz, wie es heute genannt wird, die uns erzählt, was das Boot durchgemacht hat, wem es gehörte und wie es einst entstanden ist. Das war für mich der Beginn, dieses erstaunliche kulturelle Erbe zu dokumentieren und festzuhalten. Durch hunderte von Interviews mit alten Bootsbauern, Werftbesitzern und Motorenschlossern sowie Recherchen in Bibliotheken, Büchern und Magazinen hat sich ein umfangreiches Wissen angesammelt. Nach einer Pause von etwa zehn Jahren wird nun sukzessive dieses Wissen auf dieser Plattform veröffentlicht. Keine Geschichte ist abgeschlossen, da täglich neue Informationen hinzukommen. Ich habe weder Germanistik noch Journalismus studiert; ich schreibe einfach so, wie mir meine Gedanken kommen. Wer sich daran stört, findet sicherlich andere Seiten, auf denen er sich wohler fühlt. Wer sich an meiner Arbeit erfreut, darf gerne über den Spendenknopf einen Kaffee ausgeben. Ich danke für Eure Unterstützung.