Die Anfänge der Libella-Werft
In den späten 1950er Jahren begann eine neue Ära im Bootsbau. Der Einsatz von glasfaserverstärktem Kunststoff (GFK) revolutionierte die Branche. GfK ist verglichen mit anderen Bootsmaterialien sehr leicht und weist deshalb eine geringere Verdrängung auf. Das Verbundmaterial ist stabil und elastisch und somit perfekt für den Rumpfbau geeignet. Die Brüder Ernst und Josef Schreyögg erkannten das Potenzial dieser neuen Materialien und gründeten 1960 die Libella-Werft in Ollarzried.
Ernst Schreyögg übernahm die technische Leitung, während Josef sich um das Management, Marketing, die Organisation sowie den Vertrieb kümmerte. Gemeinsam legten sie den Grundstein für ein Unternehmen, das bald große Aufmerksamkeit auf sich ziehen sollte.
Der Aufstieg der Libella-Boote
Die Libella-Boote zeichneten sich durch moderne Konstruktion und hochwertige Materialien aus, was ihnen schnell einen hervorragenden Ruf in Deutschland und den westlichen europäischen Ländern einbrachte. Die Verkaufszahlen stiegen rasant, und auf Messen wurden die Boote von Libella zu Publikumsmagneten. Mehr und mehr Bootshändler nahmen die Libella-Boote in ihr Produktportfolio auf.
Besonders bemerkenswert war die Entscheidung der Schreyöggs, die Bootstypen Robby und Princess mit marinisierte BMW-, VW- und Porsche-Motoren auszustatten. Diese Motoren verliehen den Booten nicht nur herausragende Fahreigenschaften, sondern sorgten auch für eine außergewöhnliche Laufruhe.
Der Erfolg blieb nicht aus: Die Zusammenarbeit mit der VW- und Porsche-Vertriebsorganisation in den USA führte zu zahlreichen Aufträgen, und Libella konnte erfolgreich in den amerikanischen Markt eintreten.
Neben den Motorbooten wurden auch Ruderboote und Jollen als Handelsware verkauft, was das Vertriebskonzept weiter abrundete.
Anfang der 1970-er entstand eine ganz neue Serie von Booten, die V-Serie. Diese Boote waren überwiegend mit Motoren von Volvo, BMW, MerCruiser oder OMC ausgestattet. Das größte Boot, Typ „Cabin Luxus 30 ft.“, uns liegt derzeit kein Foto vor, wurde von dem bekannten Bootskonstrukteur Winfried H. Wilke entworfen.
Innovation und Rückschläge
Ein weiteres Highlight der Libella-Werft war das innovative Iglu-Haus, das als Strand- und Bootshaus konzipiert war und Platz für zwei große Zimmer bot. Dieses kreative Produkt erregte viel Aufsehen und stellte die Vielseitigkeit des Unternehmens unter Beweis.
Allerdings brachte die Handwerkskunst auch Herausforderungen mit sich. 1975 stellte die Libella-Werft aufgrund des Billigimports amerikanischer Boote wie Glastron und Sea Ray die Eigenproduktion vollständig ein. Die Konkurrenz aus den USA machte es zunehmend schwierig, wettbewerbsfähige Preise zu halten, was auch den Export negativ beeinflusste.
Fokussierung auf den Handel
Von 1976 bis 1980 konzentrierte sich die Libella-Werft auf den Handel mit hochwertigen Bootsfabrikaten wie Riva, Chris Craft, Glastron und anderen renommierten Marken. Diese Phase erwies sich als äußerst erfolgreich, und der Betrieb war kontinuierlich gut ausgelastet.
Mit der gleichzeitigen Entwicklung einer weiteren Unternehmensdivision, die ebenfalls im Jahre 1961 gegründet wurde, der Fertighausproduktion „Libella-Fertighäuser“, verlagerte sich der Fokus des Unternehmens jedoch zunehmend. Am 31. Dezember 1980 wurde der Bootshandel eingestellt und die gesamte Produktion abverkauft.
1998 verkauften die Brüder Schreyögg schließlich die Unternehmensanteile an der Fertighausproduktion der Kampa AG.
Ganz herzlichen Dank an Josef Schreyögg, der uns in der Recherche sehr unterstützt hat und Informationen in Text und Bild zur Verfügung stellte. Wir freuen uns auf weitere Gespräche mit Ihnen.
Wir finden im Netz häufiger den Hinweis, dass es eine Libella Robby-V15 gibt. Dies ist nicht korrekt. Die Robby und die V15 sind unterschiedliche Bootstypen, Robby wurde in den 1960-er gebaut, die V15 ab Anfang 1970-er.
Eine Bitte: Wer kann uns einen Original-Prospekt der Libella-Werft mit den Booten der V-Serie überlassen? Uns liegt leider nur eine unsaubere Kopie vor, daher bitten wir für die Qualität der Bilder um Entschuldigung.
Wir möchten an dieser Stelle auf eine wunderbare Geschichte zur Restauration einer Libella „Prinzessin“ verweisen, die uns bei der Recherche regelrecht aufgefallen ist und die wir uns immer wieder gerne ansehen. Bitte schauen Sie selbst was Tanja und Frank über sich und Ihre Prinzessin zu berichten haben: Eine Libella- Prinzessin für einen Heiratsantrag
Vor vielen Jahren hat uns Marco Jonker vom Oldieboote Deutschland e.V. Bilder seiner frisch erworbenen Libella „Präsident“ übermittelt, der einer dringenden Überholung bedurfte. Vielleicht kann über diese Seite wieder der Kontakt zu ihm hergestellt werden, damit wir das Boot im restaurierten Zustand hier zeigen dürfen.
Hier die Bilder im unrestaurierten Zustand. Das Copyright der folgenden Bilder liegt beim Eigner. Es wartet(e) viel Arbeit auf Marco: