Der legendäre Ernst-Riss

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Der legendäre Ernst-Riss: Wie ein ostdeutscher Bootskonstrukteur Bootsbaugeschichte schrieb

Einleitung

Der Ernst-Riss ist ein unverkennbares Konstruktionsdesign für verschiedene Bootstypen, das aus dem Konstruktionsbüro des Bootsbauers Theodor Ernst und später seines Sohns Manfred Ernst hervorging. Geprägt von einem ausgewogenen technischen und ästhetischen Ansatz, nutzt der Ernst-Riss den verfügbaren Raum optimal aus und hat einen einzigartigen Wiedererkennungswert.

Hinter diesem Konstruktionsprinzip steht eine faszinierende Geschichte – die des Bootsbauers Theodor Ernst, der nach dem Zweiten Weltkrieg in der DDR sein Handwerk neu erfinden musste und gemeinsam mit seinem Sohn Manfred ein kreatives Konstruktionsbüro aufbaute. Dort entwarfen sie Hunderte von Booten für die verschiedensten Einsatzzwecke – von Ruderbooten über Sportboote bis hin zu Polizeibooten und Yachten. Viele dieser Boote gingen sogar in den Export und brachten der DDR dringend benötigte Devisen ein.

In diesem Blogbeitrag tauchen wir tief in die Geschichte des Ernst-Risses ein und beleuchten, was dieses Konstruktionsprinzip so besonders macht und wie es die Bootsbaukunst in Ostdeutschland über Jahrzehnte prägte.

Von der Beschlagnahmung zur Neugründung

Alles begann 1948, drei Jahre nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs, als man die Werft von Theodor Ernst beschlagnahmte. Ein Jahr später wurde die DDR gegründet – und dem neu gegründeten Staat blieb Theodor Ernst und seiner Familie nicht viel zum Leben. Die Stadt lag in Trümmern und man bot ihm an, als Maurer zu arbeiten.

Doch Theodor Ernst wollte das tun, was er am besten konnte: Boote bauen. Das war nicht nur sein Beruf, sondern seine Leidenschaft. Also gründete er kurzerhand das „Konstruktionsbüro Ernst“ in Berlin-Grünau und konzentrierte sich fortan aufs Zeichnen. Später stieg auch sein Sohn Manfred in das Unternehmen ein.

In den folgenden Jahrzehnten konstruierten Vater und Sohn Ernst unzählige Boote für die unterschiedlichsten Zwecke – vom Ruderboot über Rennboote, Sportboote und Wochenendlimousinen bis hin zu Segelbooten, Yachten und Fahrgastschiffen. Viele dieser Boote gingen sogar in den Export und brachten der DDR dringend benötigte Devisen ein.

Der Ernst-Riss: Technische Perfektion trifft ästhetisches Design

Was das Konstruktionsbüro Ernst so besonders machte, war der sogenannte „Ernst-Riss“ – ein Konstruktionsprinzip, das ein ausgewogenes technisches und ästhetisches Bild ergab um den zur Verfügung stehenden Raum optimal zu nutzten. Dieser Ernst-Riss war unverkennbar und prägte die Bootsbaukunst in Ostdeutschland über Jahrzehnte.

Manfred Ernst, der das Konstruktionsbüro nach dem Tod seines Vaters weiterführte, war ein wahrer Perfektionist. Er legte großen Wert darauf, dass seine Konstruktionen nicht nur technisch einwandfrei, sondern auch ästhetisch ansprechend waren. Viele seiner Bootsentwürfe wirkten bereits in den 1970er Jahren so modern und zeitlos, dass sie auch heute noch als Klassiker durchgehen könnten.

Ein Paradebeispiel dafür ist die 12-Meter-Motorstahlyacht, die Manfred Ernst Anfang der 1970er Jahre für die Olympischen Spiele 1972 entwarf. Mit einer Höchstgeschwindigkeit von über 20 Knoten war sie damals eine echte Leistungsmaschine – und das, obwohl sie lediglich nur zwei Motoren mit jeweils 250 PS brauchte. Maßgeblich für diese Performance war die durchdachte Formgebung und die aufwendige Bauweise mit verformten Stahlplatten, die das Gewicht minimierten.

Auch bei anderen Projekten wie dem Kontrollboot KB5 für die Wasserschutzpolizei oder dem „Combi-Boot Rügen“ zeigte sich Manfred Ernsts Talent für technische Perfektion gepaart mit ästhetischem Design. Viele seiner Konstruktionen galten als äußerst innovativ und richtungsweisend für den Bootsbau in der DDR.

Herausforderungen und Improvisationstalent

Der Bootsbau in der DDR war alles andere als einfach. Aufgrund der schwierigen Materialbeschaffung mussten Theodor und Manfred Ernst immer wieder zu kreativen Lösungen greifen. So erinnert sich Manfred Ernst, wie er für das Deck seines letzten Motorseglers sogar gebrauchte Butterfässer verwendete – die Planken daraus waren perfekt für sein Vorhaben.

Auch bei der Beschaffung von Niroschrauben oder Fensterprofilen aus Aluminium zeigte das Konstruktionsbüro Ernst große Improvisationskunst. Manfred Ernst tauschte kurzerhand Berliner Pilsner gegen Äpfel und Schrauben, um an die benötigten Materialien zu kommen. „Im Prinzip war jedes Schiff, was fertiggestellt wurde, ein Wunder“, meint er rückblickend.

Trotz all dieser Hürden gelang es Theodor und Manfred Ernst, immer wieder innovative und ästhetisch ansprechende Bootskonstruktionen zu entwerfen. Der Ernst-Riss wurde zu einem Markenzeichen, das die Bootsbaukunst in Ostdeutschland über Jahrzehnte prägte.

Das Ende des Konstruktionsbüros Ernst

Als Manfred Ernst schließlich das Rentenalter erreichte, wurde das Konstruktionsbüro Ernst geschlossen. Doch so richtig loslassen konnte Manfred bis heute nicht. Immer wieder finden sich Spuren seines Könnens in besonderen Bootsprojekten.

Der Ernst-Riss lebt also auch nach all den Jahren fort – als Zeugnis des Schaffens einer Bootsbauerdynastie, die mit Kreativität, Innovationsgeist und Improvisationstalent Bootsbaugeschichte geschrieben hat. Auch wenn das Konstruktionsbüro Ernst heute nicht mehr existiert, ist der Ernst-Riss nach wie vor ein Begriff in der Branche und steht für Perfektion, Ästhetik und ostdeutsche Bootsbautradition.


Dieser Blog-Beitrag ist eine Zusammenfassung aus unserem Beitrag „Ernst-Riss“

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Mein Name ist Detlev Pickert, geboren 1957 in Berlin-Zehlendorf. Einen Teil meiner Jugend verbrachte ich im Schwarzwald und schloss dort meine Lehre als Zimmermann mit einer Gesellenprüfung ab. Nach meiner Rückkehr nach Berlin begann ich in der IT-Branche zu arbeiten; damals gab es in Deutschland noch keine PCs. Mein erster Job war am Großkauf am Saatwinkler Damm; dahinter befand sich König-Motorenbau. In meiner Freizeit beobachtete ich Dieter König und seine Mitarbeiter bei ihren Testfahrten. Das Geschehen faszinierte mich sehr. Nach einem Umzug in den südöstlichen Teil Berlins absolvierte ich 2002 den Bootsführerschein und mein erstes Boot war eine Plaue. Mich interessierte schon immer, wer diese wunderbaren Fahrzeuge konstruiert und gebaut hat, wodurch meine Recherchetätigkeit begann, die mich bis heute nicht losgelassen hat. Hunderte von Interviews mit alten Bootsbauern, Werftbesitzern und Motorenschlossern sowie Recherchen in Bibliotheken, Büchern und Magazinen haben ein umfangreiches Wissen angesammelt. Nach einer Pause von etwa zehn Jahren wird nun sukzessive viel dieses Wissens auf dieser Plattform veröffentlicht. Keine Geschichte ist abgeschlossen, da täglich neue Informationen hinzukommen. Ich habe weder Germanistik noch Journalismus studiert; ich schreibe einfach so, wie mir meine Gedanken kommen. Wer sich daran stört, findet sicherlich andere Seiten, auf denen er sich wohler fühlt.